26. September (Tag 93)

Tupelo, MS – Aliceville, AL
Underground Railroad Trail – Tag 1

Hinweis: Der 25. September (Tag 92) war ein Pausentag, an dem nichts blog-relevantes passiert ist. Deshalb fehlt dieser Tag in der Datumsliste und es geht mit dem 26. September (Tag 93) weiter.

Tages-Km: 152
Gesamt-Km: 5.177
Höhenmeter: 633
Zeit im Sattel: 8:01
Wetter: Nieselregen, bewölkt, sonnig
Temperatur: 19 – 26° C



Underground Railroad
Es war einmal im Jahre 1865: In Leipzig gründet man den „Allgemeinen Deutschen Frauenverein“, die Wiener Straßenbahn nimmt ihren Betrieb auf, Chromstahl wird patentiert, „Max und Moriz“ erscheint, die Heilsarmee wird gegründet, das Matterhorn wird erstmals bezwungen, die BASF wird gegründet - und in den USA verbietet am 18. Dezember 1865 der 13. Verfassungszusatz die Sklaverei. (Sechs Tage später entsteht der Ku Klux Klan.)

Die 1780 gegründete „Underground Railroad“ war ein Netzwerk aus mutigen Menschen, die ihr Leben aufs Spiel gesetzt haben, um Sklaven bei ihrer Flucht in das sichere Kanada zu helfen. Laut Wikipedia verhalf man allein zwischen 1810 und 1850 mehr als 100.000 Sklaven zu Sicherheit und Freiheit. Fluchthelfer gaben sich beispielsweise als Sklaven aus, kontaktierten die „echten“ Sklaven und brachten diese dann im ersten Schritt vom Gelände des Sklavenbesitzers und versteckten sie in alten Bahnhöfen, Scheunen, Schuppen oder in Häusern von Mitgliedern. Die kritische Phase war immer zu Beginn der Flucht. Kopfgeldjäger (1865 - Kopfgeldjäger!!!) hatten Hochkonjunktur. Sie abzuschütteln war ein entscheidender Schritt. Die Sklaven wurden von Fluchthelfer(gruppe) zu Fluchthelfer(gruppe) auf verschlungenen Pfaden langsam nach Norden „durchgereicht“. Tagsüber Verstecken, nachts Flucht.



Die wohl berühmteste Fluchthelferin war die ehemalige Sklavin Harriet Tubman. Sklavenbesitzer konnten testamentarisch verfügen, ob und wann ein Sklave in die Freiheit entlassen wird. Harriets Besitzer war der Meinung, dass das mit 45 Jahren in Ordnung wäre. Dann wechselte die Sklavin den Besitzer und die neuen Besitzer scherten sich einen Dreck um das Testament und die Freiheit mit 45. Als Sklave hatte man keinerlei Rechtsmittel, das Testament einzuklagen. (Wenn ich hier ständig von „Besitzern“ schreibe, würgt es mich regelrecht. Aber es war so, also schreibe ich so.) 1849 konnte Harriet erfolgreich fliehen. Sie war in Sicherheit, was sie jedoch nicht daran hinderte, noch neunzehn Mal zurück in die Unsicherheit zu kommen, um anderen Sklaven bei der Flucht zu helfen. Hätte man sie erwischt, wäre sie wieder als Sklavin bei ihrem ehemaligen Besitzer gelandet.

Quelle: Wikipedia

In Wikipedia ist zu lesen:
„Im Alter von fünf oder sechs Jahren sah ihr Besitzer Harriet Tubman als arbeitsfähig an und vermietete sie mehrfach an andere Sklavenhalter. Ihre erste „Leihbesitzerin“ war eine Frau mit dem Namen „Miss Susan“, in deren Diensten Harriet Tubman auf ein Baby aufpassen sollte, wenn es in seiner Wiege schlief. Wachte das Kind auf und schrie, wurde Harriet Tubman dafür mit der Peitsche bestraft. Harriet Tubman berichtete später, das sie sich an einen Tag erinnere, an dem sie noch vor dem Frühstück nicht weniger als fünf Mal auf diese Weise bestraft wurde. Sie wies noch am Ende ihres Lebens Narben von diesen Strafen auf. Als ihr nach dem Diebstahl von etwas Zucker erneut eine Bestrafung drohte, versteckte sie sich für fünf Tage im Schweinestall eines Nachbarn, bis der Hunger sie zwang, in Miss Susans Haus zurückzukehren. Während sie an den Plantagenbesitzer James Cook ausgeliehen war musste sie in den nahegelegenen Sümpfen die für Bisamratten aufgestellten Fallen überprüfen. Selbst eine Masernerkrankung war kein Anlass, sie von dieser Arbeit zu entbinden, die sie unter anderem dazu zwang, durch Wasser zu waten, das ihr bis zur Hüfte reichte. Als sie schließlich so schwer erkrankte, dass sie arbeitsunfähig war, wurde sie wieder zu ihrem Besitzer zurückgeschickt. Kurz nachdem ihre Mutter sie wieder gesund gepflegt hatte, vermietete man sie erneut für Plantagenarbeiten an verschiedene Sklavenbesitzer.“


„Als Teenager erlitt Harriet Tubman eine schwerwiegende Kopfverletzung, die sie für den Rest ihres Lebens beeinträchtigen sollte. Sie war zu einem Laden geschickt worden, um Vorräte zu kaufen. Dort traf sie auf einen Sklaven einer anderen Plantagenbesitzerfamilie, der sich ohne Erlaubnis von der Feldarbeit entfernt hatte. Sein hinzukommender Aufseher verlangte von Harriet Tubman, dass sie ihm helfe, den Sklaven zu fesseln. Als sie sich weigerte und der Sklave fortlief, griff der Aufseher ein zwei Pfund schweres Gewicht von der Ladentheke, warf damit nach dem Sklaven, verfehlte aber sein Ziel und traf statt dessen Harriet Tubman am Kopf. Sie erzählte später, es habe ihren Schädel gebrochen und führte es auf ihr dickes Haar zurück, dass sie überhaupt überlebte. Bewusstlos und blutend wurde sie zu der Plantage zurückgebracht, auf der sie zum Zeitpunkt des Vorfalls arbeitete. Zwei Tage lang ließ man sie ohne weitere medizinische Versorgung auf der Bank eines Webstuhls liegen. Danach wurde sie wieder zur Feldarbeit zurückgeschickt. Blut und Schweiß sei ihr immer noch über das Gesicht gelaufen, so dass sie kaum sehen konnte, beschrieb Harriet Tubman es später selbst. Mit der Begründung, dass sie keinen Pfennig wert sei, schickte ihr Leihbesitzer sie schließlich zu Edward Brodess zurück, der erfolglos versuchte, sie zu verkaufen.“

Die Adventure Cycling Association hat vor ein paar Jahren den „Underground Railroad Trail“ jüngsten Fern-Radreiseweg ins Leben gerufen. Von Mobile in Alabama bis hinauf nach Kanada führt die Fernstrecke entlang der damaligen Haupt-Fluchtroute der Sklaven. Ich fahre einen knapp 700 Kilometer langen Abschnitt in „falscher“ Richtung, also von Norden nach Süden. Die heutige erste Etappe war, ich kann es leider nicht anders sagen: SCHEUSSLICH. Vergessen, abhaken, Mund abputzen, vorwärts blicken. Ich war überwiegend damit beschäftigt, nicht unter die Räder der motorisierten Mitbrüder und Mitschwestern zu geraten. Wie das werden soll, wenn morgen noch der Berufsverkehr und die Trucks dazukommen, weiß ich nicht. Aber wir werden sehen. Wenn es mir zu gefährlich wird, lasse ich mir einen Plan B einfallen.

Einer der wenigen Lichtblicke heute waren die zwanzig Sekunden, in denen niemand schnell und nahe an mir vorbeigerauscht ist und ich in aller Ruhe dieses Bild aufnehmen konnte.


Ich bin also nach der ersten kurzen Stippvisite vorgestern (Cherokee, Alabama) und dem folgenden 2-tägigen Gastspiel in Tupelo, Mississippi jetzt zum zweiten Mal in Alabama. In spätestens fünf Tagen will ich in Mobile am Golf von Mexiko sein.

Till Senn

1 Kommentar:

  1. Hi Hermann

    und was Du willst
    das
    erreichst Du auch
    #
    Ölteppich ist vielleicht verschwunden,
    würde mich interessieren, wie die Amerikan. Presse
    das hema z.Z abhandelt, oder ob alles schon wieder
    business as usual
    abläuft.
    Heb Die ein Paar warme Sockerl für
    den Rückflug auf,
    Nachts Temp in Ismaning ca. 2 bis 3 ° C plus ofcourse
    somit genieße die Sonne in Florida
    und behalte diese im Herzen.

    Till bald

    JoeB

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