17. - 18. September (Tage 84 - 85)

Arbeitspause in Cape Girardeau, MO

Wer rast, rostet nicht, merckx Dir!“, sagt der belgische Legionär Mannekenpix zum Griechen Militaros in „Asterix als Legionär“. Nun – ich MUSS jetzt zwei Tage rosten: Freitag und Samstag gehören den Computer. Ein Loblied auf die moderne Technik! Ohne Internet wäre diese Kombination zwischen Rad-Fernreisen und Arbeit unmöglich. Aber so klinke ich mich einfach ins Netz und aus die Maus. Telefonieren über Skype, Datentransfer übers Internet – alles zum Nulltarif.


Morgen Nachmittag treffe ich mich mit Mr. Donn S. Miller, den pensionierten Postler, der mir vor Jahresfrist mitten auf der Main Street in Tamms, Illinois „So ein Tag, so wunderschön wie heute“ in bestem Deutsch vorgesungen hat. Wer mag, findet die Geschichte zu Donn in www.mississippi-river-trail.blogspot.com unter dem 21. September. (Wer in der Waldschenke im Vortrag war, kennt das Solo vom Video sogar aus erster Hand.) Donn ist nach wie vor kein wohlhabender Mann und ein Freund wird ihn mit dem Auto die 35 Kilometer von Tamms hierher nach Cape Girardeau fahren. Donn trampt mindestens einmal die Woche hierher, wo er sich im Normalfall den ganzen Tag in der Bibliothek aufhält. Genau dort treffen wir uns morgen mittag. Natürlich wollte ER MICH wieder einladen, aber ich habe klargestellt, dass diesmal ICH an der Reihe bin. "We will see about that." hat er gesagt. Werden wir nicht!

Schon am Telefon hat er mir eine neue Geschichte erzählt. In der örtlichen Taverne hat er Hausverbot bekommen, nachdem er während des letzten Wahlkampfes Zettel FÜR Obama verteilt hat, worauf man ihn als Kommunist des Hauses verwiesen hat. Tja, Obama hat die Wahl gewonnen und die Taverne musste vor kurzem Woche wegen Insolvenz schließen. Diese Episode ist nur ein kleines Beispiel kompletter politischer Unbildung hierzulande, die ich jedesmal spüre, wenn ich mich vorsichtig auf das dünne Eis der politischen Diskussion begebe. Das Bildungsniveau vieler Amerikaner ist ernüchternd. Extrem ernüchternd. Wie es so viele Menschen (weltweit) schaffen, derart widersprüchliche Dinge in EINEM Kopf durchs Leben zu tragen, ohne dass er platzt, ist mir unbegreiflich. Sigi Zimmerschied hat in einem seiner frühen Stücke über einen Gedanken-Spagat der CSU gelästert, die es schafft, Kernenergie UND Unbefleckte Empfängnis in EINEM Wahlprogramm unterzubringen. Der Ex-Theologe in mir reibt sich da gleich wieder in Vorfreude über verbales Salz-in-Wunden-Streuen die Hände. Unbefleckte Em... aber HALT! Der Computer ruft.

Noch schnell die weiteren Aussichten. Am Sonntag früh breche ich wieder auf. Bevor ich mich jedoch in Richtung Ohio River und Kentucky aufmache, werde ich natürlich noch „Joe’s weekly“ aktualisieren. Laut Karte bin ich gut im Plan. Addiere ich dagegen die noch zu fahrenden Kilometer laut Kartenmaterial, dann kann ich es eigentlich kaum in der verfügbaren Zeit bis Key West schaffen. Hoffentlich habe ich falsch gerechnet. Hm…

Till Senn

1 Kommentar:

  1. HiHermann,

    das mit dem Rechnen lassenw wir mal bleiben.

    Das was Du schaffst, ist das was möglich ist;
    und in Key West - Aligators and so on; vielleicht
    ist auch noch schwarzes Öl von der Plattform da, für Deine Kette nicht geeignet; jedoch wie Du in Deinem Bericht die Geistigen Größen beschreibst, fällt mir nur der Spruch eines damaligen Lateinlehrers ein:...

    Die subterranen volumina von agrarprodukten stehn in reziproker relation zur geistigen kapazität der Produzenten;

    na dann denk mal darüber nach, wia des auf bayerisch hoasst..

    Servus
    Joe B

    Die Wies'n ist schon wieder 2 Tage alt; bisher nur schönes Wetter...

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