19. September (Tag 86)

Cape Girardeau, MO – Paducah, KY
Tages-Km: 142
Gesamt-Km: 4.492
Höhenmeter: 615
Zeit im Sattel: 7:17
Wetter: leicht bewölkt
Temperatur: 17 – 30° C



Vorbemerkung: ich bin wiederholt per Mail gefragt worden, wie lange ich noch unterwegs sein werde. Also: ich werde am 1. November in Frankfurt landen. In Key West will ich spätestens um den 25./26. Oktober ankommen. Dann noch ein paar Tage zum Ausklingen und dann, seufz, zurück. "Will nicht, muss" (Filmzitat; stammt aus... ?)

Kentucky without fried Chicken!
Um 6:00 Uhr klingelt der Wecker. Ich will heute weit kommen. Von Cape Girardeau in Missouri erst einmal über den „mighty“ Mississippi River, dann in östlicher Richtung durch Süd-Illinois und schließlich nach Süden und über den Ohio River nach Kentucky. Vom folgenden Foto trennen mich um 06:01 Uhr noch gut 140 Kilometer.


Wie üblich ist ein gutes Frühstück der Schlüssel zu einer längeren Etappe.


Um Himmels willen! DIESES Frühstück habe ich dankend abgelehnt, aber das Foto musste ich natürlich machen.

Am Sonntag Morgen ist die 35.000-Einwohner-Stadt Cape Girardeau so ruhig, wie ich es mir erhofft habe. Die Stadt schläft noch tief und fest und ich habe die Straße für mich allein. Fast. Cape Giradeau liegt am Mississippi River. Eine aus Radfahrersicht traumhafte Brücke führt über den großen Fluss hinüber nach Illinois. Man beachte diesen TRAUMHAFTEN Seitenstreifen. DREI Meter nur für mich.


Und diese Aussicht:


In Tamms treffe ich mich noch einmal kurz mit Donn S. Miller, dem Sänger und profunden Kenner deutschen Liedguts. (siehe http://mississippi-river-trail.blogspot.com/, Eintrag vom 21. September). Als wir auf Theologie zu sprechen kommen, rattert er so nebenbei das Stufengebet auf Latein herunter.

Zum Abschied mache ich das schlechteste Foto meines Lebens. Donn verdeckt den Wasserturm, wegen dem wir EXTRA diese Position bezogen haben und ich klebe mir die dicke Lenkertasche vor den mittlerweile dünnen Wanst. Komplett bescheuert und total peinlich. So schlecht, dass es in den Blog MUSS!


(Donn, I'm sorry! I messed this picture up completely but I will send you one from last year instead. Shame on me...)

Von Tamms in Illinois bis zur Brücke über den Ohio und hinüber nach Kentucky gibt’s wenig zu berichten, also berichte ich nichts. Alles in allem war es einfach nur gemütliches Radeln durch ländliche Gegend mit vielen Hügeln. Und dann kommt schließlich die Brücke, die mir den ganzen Tag über Kopfzerbrechen bereitete. Radfahren erlaubt? Viel Verkehr? Wie eng?


Aus Radlersicht eine der verhassten Risikogebiete. Extrem schmal und die Fahrbahn ist nur ein reifenkillendes Metallgitter, über das man mehr schwimmt als fährt und durch das man 70 Meter nach unten in den Fluss blicken kann. Ich bin heilfroh, dass ich eine große Lücke erwischt habe und sogar ein hektisches Foto schießen kann, bevor ich wieder mit Karacho Kentucky entgegen düse und dabei inständig hoffe, dass mich niemand bei Gegenverkehr überholen will.


Tja, und dann bin ich in Kentucky, genauer gesagt in der Stadt Paducah, KY. Auf dem „Fern Lake Campground“ schlage ich das Zelt auf und mache mich unverzüglich (Def: „ohne schuldhafte Verzögerung“; so Zeug weiß ich noch von meiner 33 Jahre zurück liegenden Polizeiausbildung, aber an den Titel gestern ausgelesenen Buches kann ich mich nicht mehr erinnern) auf den Weg zu einem Restaurant. Kentucky gehört zu denjenigen Bundesstaaten, in denen am Sonntag kein Bier verkauft wird. Nur Liquor Stores dürfen verkaufen und Restaurants ausschenken. Der nächste Liquor Store ist 37 Meilen weit entfernt, das nächste Restaurant 3 Kilometer. HA! Im "Red Lobster" genehmige mir drei köstliche „Sam Adams“ vom Fass, dazu allerfeinste Pasta samt großem Salat. Yeah!

Jetzt, um 19:57 Uhr tippe ich gesättigt diese letzten Zeilen des heutigen Blogeintrags und begebe mich anschließend unverzüglich in die Dusche und von dort im Eiltempo ins Zelt, wo ich nach weiteren 3,2 Sekunden tief schlafen werde. Der Wecker ist auf 6:00 Uhr gestellt. Ich will morgen wieder weit kommen…

Till Senn

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