30. August (Tag 66)

Cassoday, KS - Emporia, KS

Tages-Km: 77
Gesamt-Km: 3.465
Höhenmeter: 351
Zeit im Sattel: 4:27
Wetter: Sonnig
Temperatur: 22 - 37° C


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Auflösung Filmzitat:
"Ich mag Auftragsmörder. Egal, was du mit ihnen machst, du fühlst dich nie schlecht."
(Sin City)
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Schlaflos in Cassoday!
Cassoday ist - bei seinen Einwohnern - berühmt als "Prairie Chicken Capital of the World". Im Jahre 2000 wohnten hier noch 130 Bürger, 2008 waren es nur noch 95. Ob Prairie Chicken lärmempfindlich sind, weiß ich nicht, aber mir ist klar, warum die Menschen davonlaufen. Mitten durch den Ort fährt nämlich ein Zug. Was rede ich. Fahren DIE ZÜGE, diese unglaublich LANGEN ZÜGE, Hunderte, Tausende, MILLIONEN von Zügen fahren täglich durch Cassoday. Eigentlich fährt ein EINZIGER ZUG UNUNTERBROCHEN durch Cassoday, gleichzeitig in beide Richtungen. Natürlich nicht nur täglich, sondern auch nächtlich.

Amerikanische Lokomotivführer müssen hupen, wenn Sie unbeschrankte Bahnübergänge passieren. Da es auf dem Land kaum beschrankte, dafür aber umso mehr unbeschrankte Bahnübergänge gibt, hupen die Lokomotivführer ununterbrochen. Ich sage "Hupe", meine aber INFERNO. Der Start eines Space Shuttles würde sich neben einer solchen Zughupe ausnehmen wie ein Fingerschnippen während eines Metallica-Konzerts. Wenn ich jetzt noch einstreue, dass der City Park nicht weit von den Geleisen entfernt ist, darf sich der Leser selbst einen Reim drauf machen, warum der Titel dieses Blogeintrags "Schlaflos in Cassoday" heißt. Endlich mal keine Hunde, Motorräder, Nacht-Rasenmäher, Nacht-Baustellen, Nacht-Dragsterrennen oder Nacht-Tiefflugübungen der Air Force... schon schlagen Zughupen einen akustische Schneise in meine Hirnrinde, gegen die der Mariannengraben ein Kratzer in der Erdrinde ist. Lärm ist mein Karma und der HNO Arzt bestätigt mir jedes Jahr begeistert, dass mein Gehör für mein Alter überdurchschnittlich gut sei. Tröstlich.

Die Züge sind es nicht, aber diese Nacht ist irgendwann vorbei. Im Schein unserer Stirnlampen verständigen wir uns in Zeichensprache und sind bei Sonnenaufgang reisefertig. Enttäuscht ziehen die Geier wieder ab.


Flint Hills und Tallgrass
Rückenwind! Die ersten 35 Kilometer brauchen wir nur die Beine bewegen, den Rest erledigt der Wind, der uns gemütlich vor sich her schiebt. Wir radeln durch die "Kansas Flint Hills".


Besonders berühmt ist die "Tallgrass Prairie". Hier grasen zwar im Moment nur unsere Räder...


... ansonsten aber ist die Tallgrass Prairie eine Feinschmeckerwiese für Rinder. Sogar aus Texas karrt man IN HUPENDEN ZÜGEN ganze Herden an und lässt die ertaubten Tiere anschließend nach Lust und Laune grasen. Die Tallgrass-Diät ist so nahrhaft, dass sich die aufwändige Transpor-Tiere-rei lohnt. Nun ja, für die Menschen jedenfalls.

Vor langer Zeit bedeckte das Tallgrass einen Großteil des mittleren Westens; ein gefundenes Fressen für Bisons, die heute leider nur noch in Naturschutzgebieten dinieren:

Quelle: Wikipedia

Wir folgen dem Highway K-177, der von El Dorado, KS nach Manhattan, KS führt und uns unaufdringlich durch die malerische Landschaft geleitet.


Dank des Rückenwindes erreichten wir Emporia schon um 13:00 Uhr, was mir ausreichend Zeit für die Aktualisierung des Blogs verschafft. Wir werden in Emporia einen Pausentag einlegen, was bedeutet, dass der nächste Blogeintrag (samt Joe's weekly) am 2. September erscheinen wird.

Till Senn


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Fußballerspruch:
Der Juergen Klinsmann und ich, wir sind ein gutes Trio. (etwas spaeter dann) Ich meinte: ein Quartett.
(Fritz Walter jun.)

P.S. Liebe Maria, "Mailand oder Madrid - Hauptsache Italien" stammt von Andreas Möller :-)

29. August (Tag 65)

Newton, KS - Cassoday, KS

Tages-Km: 63
Gesamt-Km: 3.389
Höhenmeter: 392
Zeit im Sattel: 4:19
Wetter: Sonnig
Temperatur: 22 - 35°C



"Hörst Du den Südwind...."
Wer kennt Hans Bradke? Einer bestimmt, der Radl-Peter. Jedenfalls kennt er manche seine Lieder: "Kalkutta liegt am Ganges". Weitere Beispiele gefällig? "Pack die Badehose ein...", "Pigalle", "Zuckerpuppe", "Weißäää Rosääään aus Athäääään" und nicht zuletzt: "Hörst du den Südwind, er flüstert Dir zu, Taaaaaaamy, Taaaaaaaamy" und-soweiter. Hörprobe (der englischen Version) gefällig? Hier klicken oder den folgenden Link in den Browser kopieren: http://www.youtube.com/watch?v=Y9gX7dtq3rE&feature=related

Ich jedenfalls kann den SÜDWIND nicht mehr hören! Nach 804 Kilometern SÜDWIND von der Seite bzw. schräg vorne drehen wir morgen früh endlich nach Norden ab und es hat sich ausgeflüstert. So es denn SÜDWIND bleibt! Wenn dagegen Mr. Murphy zuschlägt, dreht der Wind über Nacht und wir haben wir die A-Karte gezogen.

Zur heutigen Etappe gibt es nicht allzuviel zu berichten und ich fasse mich entsprechend kurz: Begonnen hat sie mit einem Rätsel. Wo ist der Flughafen?


Auch wenn ich den Blickwinkel ein wenig erweitere: kein Flughafen. Ein Feldversuch?


So sahen die heutigen 64 Kilometer aus.


Alle. Genauso. Jeder einzelne. EXAKT SO. IMMER GENAU EXAKT SO UND NICHT ANDERS. Wären da nicht die Bodenwellen, man hätte von Newton aus schon den City Park in Cassoday sehen können. Aber so haben die Bodenwellen summa-summarum fast 400 Höhenmeter ergeben. Kleinvieh macht ganz schön viel Mist.

Die Sonne hat ihre leichte Erkältung auskuriert und brennt wieder gnadenlos auf uns herab. 35° C, puh! Meine sechs Liter Wasser haben so eben noch gereicht bis Cassoday, einem 123-Einwohner-Dorf. Radler dürfen im City-Park kostenlos zelten und gleich nebenan ist eine Tankstelle samt Mini-Restaurant mit funktionierender Klimaanlage, literweise gekühlten Getränken und hausgemachter Pizza. Weil heute Sonntag ist, wird allerdings kein Bier verkauft. Vergangenen Sonntag bin in die Bierfalle getappt, als ich durstig, aber glücklich mit dem Sixpack unterm Arm an der Kasse stand und dann das Bier wieder zurückstellen und 27 Grad warmes Wasser trinken musste. Da lassen sie einen die kühlen Flaschen zuerst noch im Arm wiegen und dann darfst Du nicht über Los sondern musst zurück an den Start. In diesen traumatischen Sekunden habe ich mir geschworen, dass mir das nie wieder passiert, NIE WIEDER! Deshalb habe ich GESTERN Abend schon mit diebischer Freude den Sixpack für HEUTE Abend gekauft und tagsüber im Kühlschrank (fest eingewickelt in die Alu-Isomatte) transportiert. Und voilá: kühles Bier nach der Ankunft in Cassoday. HA!

Till Senn

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Filmzitat: Aus welchem Film stammt...
"Ich mag Auftragsmörder. Egal, was du mit ihnen machst, du fühlst dich nie schlecht."

Und dann noch ein Fußballerspruch:
"Ein Drittel? Nee, ich will mindestens ein Viertel!"
(Horst Szymaniak)


28. August (Tag 64)

Hutchinson, KS - Newton, KS

Tages-Km: 64
Gesamt-Km: 3.326
Höhenmeter: 232
Zeit im Sattel: 3:54
Wetter: Sonnig
Temperatur: 18 - 30° C


Ein Blogbeitrag für echte Männer
Auf dem Weg aus der Stadt heraus kamen wir an einer "Auto-Show" vorbei. Autoversessene Männer - es KÖNNEN nur Männer sein, die tausende an einsamen Arbeitsstunden in Blech (oder Spielzeugeisenbahnen) investieren - haben ihre Lieblinge über Jahre hinweg mit einem Maß an Hingabe, Zärtlichkeit, Geduld und Fürsorge behandelt, von dem ihre Frauen vermutlich nur träumen können. Unabhängig vom anzunehmenden häuslich-sozialen Kollateralschaden sehen die Autos phantastisch aus.



Gleich nebenan gaben sich Motorrad-Rocker ein Stelldichein bei Hot Dogs und Bier. Einer von den drei Herren fällt aber aus der Rolle...


... oder sind Kinderwägen mittlerweile bei Rockern modern? Halt! Der Typ hat bestimmt wegen irgend eines Vergehens die Fahrerlaubnis verloren und muss nun erst einmal zwanzig Kilometer lang einen Kinderwagen unfallfrei durch amerikanische Kleinstädte schieben? Ja, wer opfert denn seine KINDER für derartige Experimente? Sollte man da nicht besser Hunde nehmen?

Zum Schluss ein Bilderwitz (bei 32 Grad im Schatten):



Till Senn

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Fußballerspruch:

"Ich habe nie an unserer Chancenlosigkeit gezweifelt"
Richard Golz

27. August (Tag 63)

Larned, KS - Hutchinson, KS

Tages-Km: 117
Gesamt-Km: 3.262
Höhenmeter: 380
Zeit im Sattel: 6:52
Wetter: Sonnig
Temperatur: 17 - 27° C


Das sind Alex und Emilio - und natürlich Angie.


Bei Kilometer 25 kamen uns die Beiden entgegen. Tourenradler fahren nur selten aneinander vorbei. Im Normalfall palavert man ein wenig. Die beiden radeln von Cleveland, Ohio nach San Francisco. Und sie hatten eine Geschichte parat: Gestern Abend, so erzählten sie, brach langsam die Dunkelheit herein, aber das Tagesziel lag noch in weiter Ferne. Ein PickUp Truck, der sie zunächst überholt hatte, bremste anschließend ab und stoppte. Der Fahrer stieg aus und wartete auf die Beiden. Ärger? Von wegen. Wie sich herausstellte, war der Fahrer nicht nur der Herausgeber der regionalen Zeitung sondern auch neugierig auf die Geschichte der beiden Radler. Außerdem war er ein wenig besorgt, da die beiden im Zwielicht auf dem Highway unterwegs waren. Als er hörte, wie weit die Zwei noch wollen, zückte er sein Mobiltelefon und organisierte aus dem Stand ein Abendessen samt Übernachtungsgelegenheit. Nach zwei Minuten war alles klar und Alexander und Emilio radelten ein paar Meilen "off road" nach "Seward", ein 63-Einwohner-Dorf, zu dem nur eine Sandstraße führt. Im örtlichen Gasthof wurden sie herzlich von der Frau Bürgermeister empfangen, die im Nebenberuf Wirtin ist. Die Bürgermeisterinmutter managt die Küche. Was will man mehr? Hilfsbereite Menschen, gutes Essen und ein kostenloser Schlafplatz. Und die Moral von der Geschichte? Derartige Dinge erlebt man nur, wenn man mit dem Rad (oder zu Fuß) unterwegs ist. Wer im Auto sitzt, sitzt (ein).

Unsere heutige Etappe führte uns durch das "Quivira National Wildlife Refuge" ein ausgedehntes Naturschutzgebiet mitten in der Prärie von Kansas. Aus Radlersicht bedeutete das 40 Kilometer lang NULL Trucks, kaum Autos und wunderschöne Natur. Solche Momente zählen zu den Perlen derartiger Langstrecken-Reisen. Da bleibt die Zeit stehen und es ist, als würde man sich entspannt zurücklehnen, tief durchatmen und großes Kino genießen. Passend dazu dieser Sessel am Straßenrand inmitten eines riesigen, menschenleeren Naturschutzgebietes. Richtig surreal; ich fühlte mich gleich wieder an "Die Zone" aus "Picknick am Wegesrand" erinnert:


Abgesehen von diesen traumhaften 40 Kilometern war es ansonsten die eher dröge Hausmannskost, die wir seit Pueblo in Ost-Colorado genießen: Schnurgerade Straßen, viel Seitenwind und wenig Pannenstreifen. Seit Tagen grüble ich an einer Lösung, die zwischen Wind- und Kitesurfen liegt und nach der wir mit Hilfe unserer Regenjacken gemütlich bis Missouri segeln könnten. Der Wind würde passen, da er in der richtigen Stärke (4 - 7) konstant aus Süden kommt und wir auf schnurgeraden Straßen nach Osten wollen. In Arizona konnte ich die Technik bereits einmal zum Einsatz bringen, als ich meine Regenjacke bei extremen Rückenwind falsch im Chirurgenstil angezogen, den Reißverschluss aber nur zur Hälfte geschlossen hatte und dann mit Hilfe dieses improvisierten Spinnakers einige Kilometer "vor dem Wind" gesegelt bin und dabei vermutlich ausgesehen habe wie das Michelin-Männchen.

Zwei Tourenradler, die wir gegen Ende der heutigen Etappe trafen, gaben uns folgenden Tipp: "Wenn ihr nach Hutchinson kommt, könnt ihr in einer Kirche übernachten. Den Schlüssel dazu bekommt ihr in Harley's Bike Shop gleich in der Nähe." Mit Kirchen habe ich es als tief gläubiger Atheist ja nicht besonders, aber die Geschichte klang dann doch zu verlockend. Wir wollten jetzt wissen, was sich hinter dieser seltsamen Kombination verbirgt. Außerdem wußte ich bis zu diesem Zeitpunkt nichts von diesem Radladen und war natürlich heilfroh, meinen auf NULL gesunkenen Vorrat an Ersatzschläuchen (für den Anhänger) wieder aufzustocken. Also sind wir schnurstracks zu dem Radladen getingelt, wo ich erst einmal zwei kugelsichere Schläuche erstanden habe. Extra dickes Material und zusätzlich noch gefüllt mit dieser Zauberflüssigkeit, die im Falle eines Plattens den Platten heil machen soll. Ich kenne das Zeug noch nicht aus eigener Erfahrung, werde aber vermutlich bald etwas dazu sagen können. In den letzten Tagen häufen sich jedenfalls zusammen mit den herumliegenden Dornen auch die Anhänger-Platten. Ein (entfaltetes) Tempotaschentuch weist vermutlich eine höhere Durchstichfestigkeit auf als dieser elende Reifen! Bitte keine Missverständnisse: ich spreche vom Anhänger, am Fahrrad sind Schwalbe Marathon Plus-Reifen montiert, aus denen ich auch größere Dornen einfach raus ziehe und weiterfahre, während ich den Anhängerreifen schon nach sanftestem Kontakt mit einem mikrosopischen Dörnchen flicken muß. Zurück vom Schlauch zum Radladen zur Kirche. Wie ist das nun?


Der ehemalige Radladen-Besitzer war und ist eng mit der örtlichen "Zion Lutheran Curch" verbandelt und sowohl den Radlern als auch der Kirche sehr verbunden. Dabei ist folgender Deal herausgekommen: Im Gemeindesaal der Kirche hat man Betten aufgestellt, Vorhänge im "Intensivstation-Look" um die Betten-Inseln angebracht und Radreisende dürfen sich nun den Schlüssel zur Kirche im Radladen abholen und dann kostenlos in der Kirche übernachten. Der geneigte Leser möge sich (nur ganz kurz) ausmalen, was passiert, wenn er oder sie zusammen mit dem Besitzer des nächstbesten Radladens beim örtlichen Pfarrer vorspricht und ihn fragt, ob...

Die Kirche in Hutchinson bot alles, was der Tourenradler braucht: Duschen, Toiletten, eine Küche mit allem pi-pa-po, viel Platz, eine funktionierende Klimaanlage, ein großes Bett (MIT FERNSEHER :-) und RUHE! Keine Kläffer, keine Autos, RUHE! ...



Vielleicht schreibe ich ja doch noch einen kurzen Brief an die Bischofskonferenz. Aber warum kleckern? Ich schreibe gleich nach Rom. Als Beinahe-Theologe ("Prof. Ratzinger" war damals noch im Vorlesungsverzeichnis vertreten!) treffe ich bestimmt den richtigen Ton und schon bald darauf öffnen deutsche Kirchen ihre Tore für die Radler dieser Erde. Wie war das gleich wieder bei Matthäus 11,28: "Kommt zu mir, die ihr mühselig und beladen seid."

Till Senn

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Auflösung Filmzitat:

"Habt ihr ein Pferd für mich?"
"Wenn ich mich so umsehe, dann sind nur drei da. Sollten wir denn tatsächlich eins vergessen"
"Ihr habt zwei zuviel."

Der Dialog stammt aus dem Film "Spiel mir das Lied vom Tod"
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NEU in diesem Blog! Alte Fußballersprüche. Ich bin mal wieder über einen gestolpert und MUSS jetzt immer mal wieder welche in den Blog einbauen. Radl-Peter, Radl-Ingrid und Radl-Hans mögen es mir verzeihen! Ich beginne mit meinem Lieblingsspruch:

"Wir müssen gewinnen. Alles andere ist primär!"
Hans Krankl

26. August (Tag 62)

Alexander, KS - Larned, KS

Tages-Km: 75
Gesamt-Km: 3.145
Höhenmeter: 280
Zeit im Sattel: 4:41
Wetter: Sonnig
Temperatur: 17 - 26° C


Abhaken
Wieder einer der Tage, die man halt abradelt: Viel Gegenwind, wenig Erholungsphasen, viele Trucks, wenig Seitenstreifen, viel Hunger, Null Restaurant.


Für dieses Foto habe ich gelacht, weil Weinen blöd aussähe. Aber das Frühstück in "Hermi's Kitchen" war wirklich eher zum Heulen. Die Tankstelle, die es verkauft hat, heißt natürlich anders, aber die Bezeichnung ist eine Anspielung auf ... wen? Annette und Radl-Ingrid, ihr müßtet es eigentlich erraten, selbst wenn ICH nicht mit überkreuzten Beinen auf dem Boden sitze. Tja, ein typisches "Roadside-Frühstück" in der einzigen bewohnten Siedlung auf 75 Kilometern. Und dieses Frühstück hat jeden der 75 Kilometer vorgehalten! (Und JA, ich werde die, äh... gelbe Anhänger-Tasche in Key West entsorgen.)



Die heutige Etappe führte uns durch eine Gegend, die zu Zeiten des wilden Westens höchst gefährlich war: die Pawnees standen den Heerscharen neuer Mitbürger mit Migrationshintergrund und radikalem Besitzanspruch eher reserviert gegenüber.


Wir radeln auf dem legendären "Santa Fe Trail", einer rund 1.400 Kilometer langen ehemaligen Handels- und Reiseroute, auf dem die Siedler im 19. Jahrhundert von Missouri über Kansas, Oklahoma und Colorado hinunter nach (dem heutigen) New Mexiko zogen. Weil der Trail größtenteils durch Indianergebiet führte, richtete man eine Reihe von Forts zum Schutz ein.

Quelle: www.santa-fe.matters.com

"Die Reise dauerte zwischen drei und vier Monaten pro Richtung und in dieser Zeit waren die Handelszüge in der menschenleeren Wildnis unterwegs. Die Gefahren reichten von Indianerüberfällen bis zu ausgetrockneten Quellen in der Wüste. Nur eine Fahrt pro Jahr war möglich. Sie konnte nicht beginnen, bevor in den Steppen das frische Gras spross, von dem sich die Zug- und Packtiere ernähren sollten, Die Saison endete mit der Gefahr von Blizzards bei einem frühen Wintereinbruch. Unterwegs verpflegten sich die Karawanen überwiegend durch die Jagd, die Bisons waren die Grundlage ihrer Ernährung."
(Quelle: Wikipedia)



Till Senn

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Zur Abwechslung mal wieder ein passendes Filmzitat, genauer gesagt einen Dialog:
"Habt ihr ein Pferd für mich?"
"Wenn ich mich so umsehe, dann sind nur drei da. Sollten wir denn tatsächlich eins vergessen"
"Ihr habt zwei zuviel."

25. August (Tag 61)

Scott City, KS - Alexander, KS

Tages-Km: 124
Gesamt-Km: 3.069
Höhenmeter: 182
Zeit im Sattel: 6:14
Wetter: Sonnig
Temperatur: 14 - 25°C


Speed
Bei Sonnenaufgang brechen wir auf. Leichter Rückenwind, YEAH! Was soll uns heute bremsen? Nichts - also: auf die Plätze, fertig, los.


Erster Kühlkreislauf: Wie üblich haben wir eine Menge Flüssigkeit an Bord, 16,3 Liter, um genau zu sein.


Und was ist das? Eine Sprühflasche, schon klar. Aber womit gefüllt? Mit Wasser. Und wozu?


Zweiter Kühlkreislauf.


Helm und Brille muß man sich natürlich wegdenken und sich vorstellen, dass sich der Radler Haupt, Nacken, Arme und Beine ordentlich einsprüht. Den Rest besorgt die Verdunstungskälte. Einfach, billig, effektiv. Vor zwei Tagen haben wir einen Radler getroffen, der uns diesen Tipp gab. 27 Jahre muß ich mit dem Rad durch die Gegend fahren, bevor mir jemand die Augen öffnet! Peinlich. Radl-Be, die Sprühflasche hätten wir am Coquihalla Pass in Kanada gut gebrauchen können...

In jedem Feld entlang der Strecke stehen diese Ölpumpen herum und pumpen vor sich hin. Die Nase und Augen kommen sich da schon mal ordentlich ins Gehege, wenn es nach Feld aussieht und nach Raffinerie riecht. Meine Neugier hat mich (samt Rad) ins Feld getrieben...


...und ein platter Anhängerreifen ist die Folge:


Der Platten ist zwar schlecht zu erkennen, was aber nichts an der Tatsache ändert, dass es einer war. FÜNF Dornen zupfte ich (knapp 4 Kilometer nach dem Pumpenfoto) aus dem Mantel. Den Schlauch brauche ich gar nicht erst zu flicken, so durchlöchert ist er. Ich mußte den letzten (Anhänger-) Ersatzschlauch verbauen und ein Radladen ist weit und breit nicht in Sicht. Ich arbeite noch an einem Plan B. Mist. Das Malheur ist kurz vor Ness City passiert. Klar das das jetzt "Loch Ness City" heißt. Lichtblick: das Restaurant "Good Eats". Nomen est omen.



Exkurs: "Rauchende Colts"
Am 4. Juni 1967 in der ARD die Serie "Rauchende Colts" in der US-Marshal Matt Dillon, unterstützt von Festus (und "Miss Kitty") in Dodge City für Recht und Ordnung sorgt. Dodge City liegt ziemlich genau 87 Kilometer südlich von Loch Ness City und war während der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in der Tat ziemlich bleihaltig. Legenden wie Wyatt Earp, Doc Holliday, "Texas Jack" Vermillion oder Bat Masterson lebten hier, allesamt schillernde Persönlichkeiten irgendwo zwischen Revolverheld, Glücksspieler und Gesetzeshüter, allesamt Zeitgenossen und allesamt prägend für Dodge City.

   
Von links nach rechts: Wyatt Earp, Doc Holliday, "Teas Jack" Vermillion, Bat Masterson:

In einem Interwiew sagte Wyatt Earp über Doc Holliday: "I found him a loyal friend and good company. He was a dentist whom necessity had made a gambler; a gentleman whom disease had made a vagabond; a philosopher whom life had made a caustic wit; a long, lean blonde fellow nearly dead with consumption and at the same time the most skillful gambler and nerviest, speediest, deadliest man with a six-gun I ever knew."

Die Biografie eines jeden der genannten Herren ist bewegt und höchst interessant - jedenfalls für einen, der mit dem Fahrrad dort radelt, wo Wyatt Earp (neben Tombstone in Arizona) vor rund 150 Jahren eine lebende Legende war. Eine kleine Episode ist der unblutige "Dodge City Krieg", in dem Wyatt Earp samt den übrigen Herrschaften eine tragende Rolle gespielt hat. Luke Short, ebenfalls einer der berüchtigten Revolverhelden und berühmten Spieler dieser Zeit betrieb in Dodge City den "Long Branch Saloon". Sein Mitbewerber war Bürgermeister Webster, dem der "Alamo Saloon" gehörte. Probleme waren also vorprogrammiert und eines Tages ließ Bürgermeister Webster den Revolverhelden Short mit Waffengewalt aus der Stadt jagen. Was sich dieser nicht gefallen ließ und den Gouverneur von Kansas einschaltete. UND Wyatt Earp. Wyatt und seine "Peace Commissioners" kamen und Webster ging. Es wurde nicht ein Schuss gefeuert.

Aber nun wieder zurück zur Gegenwart...

Gegen 17:00 Uhr erreichten wir den Rastplatz vor Alexander, KS, auf dem Radler ihr Zelt aufschlagen dürfen. Der Rastplatz ist - für einen Rastplatz - hübsch und sauber. Picknicktische mit Überdachung, Grillplätze, gepflegter Rasen. Beinahe ein Idyll. Etwa zehn Minuten, nachdem wir es uns bequem gemacht hatten, fuhren zwei Trucks ein, parkten etwa 15 Meter von uns entfernt und dieseln und dröhnen nun seit knapp 30 Minuten vor sich hin. Mein Freund und Blogleser Schorsch Bauer wird mir jetzt wieder etwas von Karma und Energien und dergleichen erzählen. Schorsch, kümmere Du Dich erst einmal um die Rasenmäher in Deiner Nachbarschaft! Jetzt fahren sie übrigens los und ich kann endlich in Ruhe kochen.



Till Senn

24. August (Tag 60)

Pausentag in Scott City

Heute vor zwei Monaten habe ich mich auf den Weg zum Frankfurter Flughafen gemacht. Im Augenblick ist Halbzeitpause. In der zweiten Halbzeit muß ich deutlich höhere Tagesschnitte fahren bzw. weniger Pausen einlegen, damit ich tatsächlich in Key West ankomme. Aber das wird schon werden.

Das gestrige Unwetter hat sich bis lange in die Nacht ausgetobt. Das für heute angekündigte Unwetter hat sich benommen wie jemand, der einen fürchterlichen Niesanfall zu bekommen scheint, in letzter Sekunde aber abgelenkt wird und das Niesen vergisst. Zuerst brauten sich dunkle Wolken zusammen, die sich dann ohne ersichtlichen Grund auflösten. Der Pausentag war aber schon gebucht, also habe ich den Tag am Computer verbracht und ein wenig gearbeitet.

Morgen geht's aber wieder weiter. Versprochen. Mindestens 40 Kilometer (bei Gegenwind) und ein gutes Stück weiter, wenn das Wetter mitspielt.

Till Senn

Joe's weekly

Zwischenbilanz:
Rot = geradelt
Blau = (Miet)Auto
Grau = verbleibende Strecke


Gesamt-KM: 2.945
Höhenmeter: 18.307
Zeit im Sattel: 174 Stunden, 41 Minuten

Pannenstatistik:
3 Platten (Anhänger)
0 Platten (Fahrräder)

23. August (Tag 59)

Tribune, KS - Scott City, KS

Tages-Km: 78,5
Gesamt-Km: 2.945
Höhenmeter: 235
Zeit im Sattel: 3:59
Wetter: Sonnig, leicht bewölkt
Temperatur: 16 - 35° C


Hunde, wollt ihr ewig leben?
Um es wohlwollend zu formulieren: Ich mag keine Hunde! Mein Ferienjob als Landbriefträger hat diese Haltung erhärtet und meine Rad-Fernreisen haben sie zementiert. Vergangene Nacht wurde Zement zu Granit.

Nach der anstrengenden Etappe von gestern waren wir ...hundemüde. Das Zelt auf dem Grünstreifen zwischen Schwimmbad und einer Häuserzeile war ruck-zuck aufgestellt: Duschen, Essen, Schlafen - das war der Plan. Wären da nicht diese beiden Kläffer gewesen. Ich teile Hunde in drei Kategorien ein: Kläffer (bis Kniehöhe), Hunde (bis Hüfthöhe) und Kälber (über Hüfthöhe). Ich mag keine davon, aber die Kläffer hasse ich am meisten. Kälber besitzen wenigstens eine gewisse Ottfried-Fischer-Würde und ihr Bellen ist tief und voller Überzeugungskraft. Hunde ignoriere ich an dieser Stelle und komme damit zu den Kläffern. Die Zaunkönige ihrer Gattung sind hysterische Feiglinge und erinnern mehr an bellende Ratten als an Nachfahren von Wölfen.

Um Punkt 22:30 Uhr, also zu einem Zeitpunkt, zu dem der erschöpfte Radler gerade die erste Tiefschlafphase erreicht hat, haben die 15 Meter weiter wohnenden Kläffer beschlossen, dass wir, die wir 15 Meter AUSSERHALB ihres Territoriums schlafen, ihr Territorium bedrohen. Oder sie haben spontan ihr Territorium erweitert; wer weiß schon, was bellende Ratten denken. Das notorische und nicht enden wollende Gekläffe, Gequietsche und Gejaule hat uns aus dem schwer verdienten Schlaf gerissen und wurde für mich im Laufe der nächsten 30 Minuten zur Wurzelbehandlung eines vereiterten Nervs, aber ohne Lokalanästhesie. An Schlaf war nicht zu denken - mir war eher nach Hundemord - und die Kläffer wollten sich einfach nicht mehr beruhigen. So blieb uns schließlich keine andere Wahl, als in rabenschwarzer Nacht das Zelt auszuräumen, es hundert Meter weiter zu schleppen und wieder aufzubauen (erst dort war das Gekläffe leiser als der Autorlärm des jetzt sehr nahen Highways), wieder zurück zu laufen, um den Zeltinhalt zu holen und dann versuchen, möglichst schnell wieder einzuschlafen. Der Wecker war für 06:15 Uhr gestellt.

Ich betrachte viele Dinge des Lebens aus denksportlichen Gründen gerne aus dem Blickwinkel der Emission. Speziell der Faktor "Lärm-Emission" ist ein interessantes Spekulationsgebiet. Und da ist die Energiebilanz bei Hunden für meinen Geschmack verheerend. "Er will nur spielen!" oder "Er tut nichts!" oder "Er will nur sein Herrchen beschützen!" sind beliebte Argumente von Hundebesitzern. Dreht man den Satz "Er will nur spielen" durch die Mühle der Logik, so kommt am Ende heraus, dass die Absicht des Handelnden offenbar die Wirkung seiner Handlungen zu ändern vermag. Diesen Denkfehler machen übrigens nicht nur Hundebesitzer. Auch im menschlichen Zusammenleben sagt man gerne: "Das war keine Absicht!" Ein Beispiel: Wenn ich einem guten Freund beim Zersägen eines Baumes helfe und mir der Freund aus Versehen mit der Kettensäge den rechten Arm abschneidet, dann darf mit Fug und Recht angenommen werden, dass ich mich darüber nicht darüber freue sondern meinem Unmut lautstark Ausdruck verleihe. Etwa so: "HEY, Du hast mir den Arm abgeschnitten!" Darauf der Freund: "Das war aber keine Absicht!" Darauf ich "Na wenn das so ist. Also gut, Schwamm drüber. Geben wir uns wieder die... nein, gibst DU mir bitte diese Hand da unten."

Zurück zum Hund, der nur spielen will bzw. tut, was ein Hund nun mal so tut: bellen, mit seinen Pfoten an mir herumkratzen oder mit hartnäckiger Beständigkeit seine Schnauze meiner Intimzone vergraben und/oder meine Kleidung oder Körperteile beschnüffelt, beleckt oder besabbert. Ich WEISS, der Hund meint das nicht böse. I-woooo! Ein Hund ist eben auch nur ein Mensch, oder? Liebe Hundebesitzer, das ist nicht der Punkt! Was der Hund im Sinn hat, ist mir schnurz-egal! Was mich nervt, ist der Lärm, die Schnauze im Gemächt oder der Sabber an der Hand! Schade, dass ich gestern nicht "Cyclops" aus" X-Men" war. Ein kurzer Blick hätte genügt und schon wären zwei kleine Aschenhäufchen langsam vom Nachtwind durch die Lüfte in "Die Zone" getragen worden... Und jetzt zu den Meldungen des Tages:

Wir haben heute die dritte von vier Zeit-Zonen dieser Tour erreicht. Nach der "Pacific Standard Time", der "Mountain Standard Time" sind wir in der "Central Standard Time" angekommen und hinken jetzt nur noch 7 Stunden hinter Deutschland her. In Alabama fällt dann mit der "Eastern Standard Time" noch einmal eine Stunde weg.


Kurios: Denkfehler oder Frauentoilette?


Angie hat sie entdeckt und auf meine Bitte hin dokumentiert.

Von der Tour selbst gibt es nicht viel zu berichten. Aus dem leichten Gegenwind von gestern ist heute ein leichter Rückenwind geworden und wir sind mit einem 20er Schnitt (im Vergleich zu gestern) geradezu nach Scott City geflogen.

Während ich hier die letzten Worte tippe, tobt draußen immer noch der Sturm. Wie vorhergesagt ging es heute gegen 20:30 Uhr los und soll - mit Unterbrechungen - bis morgen Nachmittag dauern. Woraus man messerscharf folgern darf, dass wir heute nicht zelten und morgen einen Zwangs-Pausentag einlegen - WENN der Wetterbericht Recht behält.

Till Senn

22. August (Tag 58)

Eads, CO - Tribune, KS

Tages-Km: 97
Gesamt-Km: 2.866
Höhenmeter: 420
Zeit im Sattel: 6:34
Wetter: Sonnig
Temperatur: 27 - 35° C


Der Wind, der Wind, das himmlische Kind... hat heute nicht am Knusperhäuschen sondern an unseren Nerven genagt. Und zwar mächtig. So früh wie noch nie machten wir uns auf den Weg. Bis zu unserer Ankunft in Tribune, KS gegen 16:15 Uhr hat uns ein strammer Seit-Gegenwind das Leben schwer gemacht. Glücklicherweise 90% Seiten- und nur 10% Gegenwind, aber das hat gereicht, um den Tagesschnitt auf 14,8 km/h zu drücken.

Picknick am Wegesrand
Ich stelle diese Etappe unter das Motto "Picknick am Wegesrand", dem 1971 von Arkadi und Boris Strugazki verfasstem Roman über "DIE ZONE". Die Zone ist da und niemand weiß, warum bzw. woher sie kommt und wozu sie da ist. In der Zone gibt es viele unbekannte Dinge. Manche davon sind gefährlich, manche nicht. Die Zone ist unberechenbar, eine Art Minenfeld und gerade deswegen ein Eldorado für Schatzsucher, jedenfalls die, die lange genug leben, um irgendwelchen Kram aus der Zone zu schleppen und zu verhökern. Die Zone ist ein Rätsel von surrealer Dimension, eine unbekannte Größe inmitten der bekannten Welt. Beim Lesen hatte ich ständig das Gefühl, am Rande meines Verstandes zwischen den Welten zu wandeln. Genauso ist es mir heute ergangen.

Die Etappe zwischen Eads in Ost-Colorado und Tribune in Kansas war für mich "Die Zone". 100 Kilometer ohne Versorgungsmöglichkeit. Einzige Ausnahme: Bei Kilometer 45 ist in Sheridan Lake ein Lebensmittelladen samt Restaurant in der Karte verzeichnet. Darauf vertrauend belassen wir es in Sachen Brotzeit bei der Notversorgung, nehmen aber 15 Liter Wasser an Bord und betreten um 07:16 Uhr die Zone.

Colorado, Kilometer 10: Die Frisur sitzt


Kilometer 20: Blick in die Zone


Kilometer 30: rust in peace - Dinge in der Prärie


Kilometer 44: Rückblick und "Der Wind, der Wind..."


Kilometer 44,5: Ein ungewöhnlicher Ortsplan (von Sheridan Lake)


Beispiel: "B.J. Murdock" wohnt "one block north, two blocks east and 4,5 miles north" (einen Block Richtung Norden, dann Zwei Blöcke Richtung Osten und schließlich 4,5 Meilen Richtung Norden)

Kilometer 45: Dieses Café gibt es längst nicht mehr und der Lebensmittelladen daneben hat sonntags geschlossen. Heute ist Sonntag.


Kilometer 46: Dieses Postamt war bis 1993 in Betrieb


Kilometer 46: Ein Zug im Garten, ein See ohne Wasser


Kilometer 46: Kleiner Ausschnitt eines ungewöhnlichen Hoftores


Kilometer 70: Anflug eines Sandstürmchens (da knirschen die Zähne)

 

Kilometer 75: Zonenwechsel

 

Kansas, Kilometer 90: Die Frisur sitzt immer noch. Am Ende, aber noch nicht am Ziel

 

Um 16:15 Uhr verlassen wir die Zone und erreichen Tribune, wo ich das "Trails End Motel" finde - und für ein paar Minuten eine völlig andere Zone betrete. Heruntergekommen und völlig verdreckt - unfassbar. Der Besitzer nannte sich selbst "Master of this shithole" und damit hat er sein Motel hinreichend beschrieben. Wir drehen ab und suchen den Campingplatz, den wir schließlich auch finden. Es ist ein kleiner Grünstreifen zwischen dem örtlichen Schwimmbad und ein paar Häusern. Radler dürfen hier zelten und die Duschen bzw. Toiletten des Schwimmbades nutzen, die in diesem Fall über Nacht geöffnet bleiben. Es ist zwar heiß, aber auf dem Grünstreifen stehen viele Bäume = wir haben Schatten. Und dann ist da ja noch der Wind, der Wind, das himmlische Kind...

Till Senn