16. Juli (Tag 21)

Banff - Radium Hot Springs

Tages-Km: 114
Gesamt-Km: 966*
Höhenmeter: 872
Zeit im Sattel: 06:15
Wetter: Gewitter, bedeckt, leicht bedeckt
Temperatur: 10 - 26° C

* Für die Ganz-Genau-Rechner. Zwischen dem 12. und 15. Juli waren wir zwar nicht mit dem Rad unterwegs, sind aber dennoch ein wenig geradelt. Die daraus resultierenden 51 Kilometer habe ich der Gesamtkilometerzahl hinzugefügt, ohne sie ansonsten in irgendeiner Weise urkundlich zu erwähnen.



Nach drei Tagen Radelpause und einer eiskalten Nacht im Zelt übe ich beim Frühstück schon einmal für die Geriatrie und esse einen Brei. Dazu gibt's frischen Kaffe aus Spezial-Schnabeltassen nach dem Bodum-Prinzip: Kaffe in die Tasse, heißes Wasser drauf, ziehen lassen und dann den Filter runter drücken. Die Tasse fasst einen halben Liter und ist damit genau richtig für den Frühstückskaffe. Der Henkel erinnert an einen Bierkrug und lag von Anfang an vertraut in der Hand. Ich mag diese Bonsai-Tassen nicht, die nach zwei Schlucken schon wieder leer sind und deren Henkel man mit zwei Fingern halten muß. Lieber eine Infusion als diese Tassen.



Nach dem Frühstück werde ich zappelig. Es wird Zeit dass wir uns endlich wieder aufs Rad schwingen. Auf dem heutigen Speiseplan stehen 114 Kilometer Highway 93 und zwei Pässe. Gleich zu Beginn der erste Pass. Als Gruß aus der Küche serviert uns der Wettergott zum Auftakt ein ordentliches Gewitter. Im prasselnden Regen schleichen wir Bergvagabunden langsam in schwindelnde Höhen. Macht mir das etwas aus? Nein! Warum nicht? Weil ich aus HART (an der Alz) komme. Hart, das ist EINE Silbe. So wie "zack" oder "wumm" oder "bäng". Wie es Be ergeht, ist schwer zu sagen, denn er kommt aus Unterneukirchen. Un-ter-neu-kir-chen, du meine Güte! Welche Männer bringt wohl ein Dorf hervor, das sich hinter FÜNF Silben verschanzt?


Und jetzt die bittere Wahrheit: Netterweise wartet Be in regelmäßigen Abständen, bis ich wieder zu ihm aufgeschlossen habe. Während ich fluche, lacht er, während ich schwitze, lacht er, während ich Verwünschungen ausstoße, lacht er. Ein Unterneukirchner halt.

Dieser Rabe hat seinen Ruf bestätigt und geklaut wie ein Rabe.



Szene: Mittagspause, es hat aufgehört zu regnen. Während ich mich bücke, um die Regenüberschuhe abzustreifen, greift sich der Kerl meinen eben erstandenen Blaubeer Muffin (noch in Plastik eingeschweißt!) und macht sich vom Acker, nicht ohne mir im Abflug noch die Mittelzehe zu zeigen. Möge ihm das Plastik im Magen liegen. Saukerl, elender.

Jetzt aber doch nochmal: Hart...


... Unterneukirchen. "Mehr sog i ned."



Nach 6:15 Stunden (Nettofahrzeit bzw. "Moving time", wie das Navi behauptet) erreichen wir Radium Hot Springs, das Bad Füssing Kanadas. Damit will ich sagen, dass es dort besonders viel besonders warmes Wasser gibt und alles dreimal so viel kostet wie in der restlichen Welt. Das ist uns nach der langen und sehr anstrengenden Etappe egal und wir kehren im "Old Salzburg" ein. Mit dem Ober österreichern wir ein wenig herum (wer hat das kalauernde Wortspiel erkannt?) und ich esse eine Riesenportion "Kasnocken", die mir später im Magen liegen wie dem Raben (Saukerl, elender) mein Muffin.

Das in Auftrag gegebene "König Ludwig Weißbier" kredenzt man in fingerhutgroßen Weißbiergläschen. Der Preis verhält sich umgekehrt proportional zur Menge des Inhalts. Ich überlege, ob ich nicht eine bayrische Apotheke im kanadischen Bad Füssing eröffnen soll, in der ich hundert verschiedene Sorten von Bier-Globuli für 99,- Dollar das Zehntelgramm feilbiete. "Die Apotheke der 100 Biere", ich wette, das wäre DER Renner.


Zurück im Motel arbeite ich noch bis 02:15 Uhr am Blog. Ich tu das nur für euch! Ich will nur euer Bestes, liebe Leser. Also lest gefälligst und habt Spaß daran!

3 Kommentare:

  1. Manche kompensieren die Länge des Herkunftsortes dann durch die Kürze ihres Rufnamens ... Grüße an den Be! (zack, wumm)

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  2. " ... They say, breakfast ist the most important meal of the day ..." http://www.youtube.com/watch?v=FlhFQZHHQkA
    und natürlich nicht aus einer Bonsai-Tasse

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  3. In Würzburg gibt es im übrigen eine Kneipe, die sich da nennt: 'Haus der 150 Biere'. Allerdings in Reinform und nicht als Globuli.
    Falls du dich auf deiner Rückfahrt dorthin verfährst, lade ich dich ein...auf 150 Biere.

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