20. Juli (Tag 25)

Upper Stillwater Lake - Columbia Falls

Tages-Km: 60
Gesamt-Km: 1.328
Höhenmeter: 342
Zeit im Sattel: 03:18
Wetter: Sonnig
Temperatur: 15 - 25° C


"You don't stink!"
Alles ist nass! Igitt. Irgendwann in der Nacht hat sich der Himmel zwar vorübergehend ausgeweint, aber ich habe dennoch das Gefühl, in einer gefüllten und erkalteten Badewanne zu liegen. Alles nur Einbildung - Zeltboden und -wände sind trocken, aber rund um mich und meine Schlafinsel liegen einzelne Häufchen und Haufen nasser und feuchter Klamotten. Igitt!

Ich werfe einen Blick aus dem Zelt und schließe es sogleich wieder, nicht ohne dass sich zuvor noch schnell ein halber Liter montanisches Regenwasser den Weg zwischen Kragen und Nacken hindurch bahnt, den Rücken hinabläuft und mir damit die Morgendusche abnimmt. Verstecken hilft nichts, das Leben geht weiter. Mit der Anmut einer Ballerina schlüpfe ich - mich auf der trockenen Isomatte im äußerst labilen Gleichgewicht haltend in die letzten trockenen Sachen, die mir noch geblieben sind, streife dann noch mit der Grazie eines Nilpferdes die Regenüberschuhe über und gleite schließlich elfengleich in 0,0003 Sekunden vom Zelt ins Freie. 0,0004 Sekunden später ist der Reißverschluß von außen bereits wieder zugezogen, was aber mindestens 637.802 Mücken dennoch ausgereicht hat, ins Zeltinnere vorzudringen. Die verbliebenen 1,1 Millionen fallen über mich her, bevor ich mich noch ganz aufgerichtet habe. Zelten ist schön.

Langsam kommt auch die Sonne in die Gänge und wir hängen unsere Klamotten an Rad und Bäumen und Zäunen auf.



Um gleichzeitig die Zeltwände als auch den Boden zu trocknen, nutze ich die Luftpumpe als Zeltheber.


Den Heerscharen von Mücken trotzend wirft Be die Feldküche an und kurz darauf nuckle ich an meiner Halben Kaffee (mit zwei ee!)


Nach 40 Kilometern betreten wir zwecks zweitem Frühstück in Whitefish das "Buffalo Café". Eine sehr junge Bedienung begrüßt uns enthusiastisch mit den Worten: "You don't stink!" Ich bin gleichermaßen gerührt, überrascht und perplex. Gerührt, weil ich Komplimente mag, überrascht, weil ich mir nicht vorstellen kann, dass ich nach zwei-einhalb verpassten Duschen NICHT stinke und perplex über die unverblümte Offenheit. Ich war in meinem Leben schon in vielen, in GANZ vielen Restaurants, aber so hat mich noch nie eine Bedienung begrüßt. Auf Nachfragen erklärt uns die reizende junge Frau, dass viele Radfahrer hier einlaufen und oft ziemlich ... nun ja. Wir aber nicht! Überhaupt nicht!

Weil ich mittlerweile schon wieder drei Blogeinträge plus ein paar berufliche Schreibereien im Verzug bin, will ich heute erstens eine kurze Tour und zweitens ein Motel. Schon nach 60 Kilometern steuern wir in Columbia Falls ein entsprechendes Etablissement an. Als ich das Badezimmer betrete, sehe ich dieses Schild:


Erst die Bedienung, dann das Schild. Was will mir das Universum damit sagen?

So long...

Die Cowboys

3 Kommentare:

  1. An die Cowboys,

    na soviel Kompliment im wilden bergigen Montana, hast mich ganz schön geschockt, mit Deinem Link auf HEINO 8 Sec und das Trommelfell war voll krass am zittern.

    Erholt Euch ein bischen, Schönes Wetter auf den nächsten Teilsttrecken,
    wünscht soeben frisch geduscht
    wehret den Anfängen
    Hilfssherrif aus MUC

    LG
    JoeB

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  2. Hi Herminator,

    es ist doch immer wieder ein Genuss, Deine Blogeinträge zu lesen! KÖSTLICH!

    Zu Deiner letzen Frage: Du lebst noch! (Foeteo, ergo sum!)

    Ciao
    Tino

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  3. Hi Bubn, ein paar Staunserl und ein paar Regentröpferl, da winselt nur der Harter - während der Unterneukirchner sich mit der Natur arrangiert. Denk dran Herrmann - man muß den Mücken nur wohlgesonnen sein.
    Viele Grüße aus Mühldorf - Radlpeter

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