11. Juli (Tag 16)

Kettle Valley Trail - Tag 5
Chain Lake - Okanagan Lake

Tages-Km: 68
Gesamt-Km: 801
Höhenmeter: 586
Zeit im Sattel: 04:26
Wetter: sonnig
Temperatur: 25 - 37° C



Eine Handvoll Staub
Die Nacht war kalt, sehr kalt. Aber ich will nicht klagen; schließlich sind wir in Kanada und außerdem auf rund 1.300 Meter Höhe. Be springt trotzdem in aller Herrgottsfrühe in den See, während ich dem Rat meines inneren Warmduschers folge. Mangels warmer Duschen verzichte ich letzten Endes gänzlich auf Ganzkörperkontakt mit Wasser. Erfroren sind schon viele, verdurstet auch, aber ein oder zwei oder drei fehlende Duschen können einem echten Mann nichts anhaben. Höchstens denjenigen, die in seiner Nähe sind. Und Menschen, die bei derartigen Temperaturen morgens in einen Bergsee springen, dürfen ruhig ein wenig leiden.

Unser heutiges Ziel ist Peachland am Okanagan Lake. Nach gut zehn Kilometern endet die Teerstraße und wir fahren auf einer - zu recht so benannten - "dirt road" weiter.



Der Dreck ist festgefahren, das Wetter brav und das Terrain (zunächst) nur wellig. Wir sind völlig allein unterwegs und kommen gut voran. Internet gibt es hier nirgendwo, aber das hindert den engagierten Blogger nicht, in den Pausen fleißig die Notizen schon mal ins Notebook zu hämmern.



Manchmal dauern die Pausen auch ein wenig länger.


"Herz Solo!"
"Scho wieda?"
"Logisch."
"A geh."
"Wann i da's sog."
"A geh."
"Wos is jetzt?"
"Fahr ma weida."
"Koa Herz Solo?"
"Na".
"A recht. Back ma's wieda."

(Ich bin gespannt, was die Übersetzungssoftware für die USA-Leser aus dieser Unterhaltung macht.)

Die "dirt road" wird zunehmend schwieriger zu befahren. Schlaglöcher, Steine, Sand und Äste lassen die Piste zum Slalomparkour werden. Und dann der Staub! Soviel Staub!! Überall Staub!!! Nichts als Staub!!!! In den Ohren, in der Nase, im Mund, in jeder Pore - überall STAUB... Und was ist das?


Auf dem Foto oben vielleicht noch nicht auf Anhieb zu erkennen. Aber das folgende Bild sorgt für Klarheit. Als wir nach gut 40 Kilometer Staubpiste wieder auf Asphalt stoßen, feiern wir diesen Umstand angemessen nach römischer Tradition und küssen den Boden.


Der Rest ist ein Kinderspiel; in rasender Fahrt geht es hinunter in ... tja, in die Kanadische Wüste. Ich war auf alles vorbereitet, nur nicht auf das:



Kreta? Sardinien? Oberitalienische Seenplatte? Von wegen. Der Lake Okanagan in der Osoyoos Wüste - und all das mitten in Kanada. Wer an Details interessiert ist, hier klicken.

In dieser Nacht verzichte ich auf das Zelt und schlafe mit Isomatte und Schlafsack direkt am Seeufer, keine zwei Meter vom sanften Geplätschere der Wellen entfernt. Es ist warm, trocken und insektenfrei. In Kanada. Unglaublich.

Falls sich jemand fragt, was das alles mit dem Kettle Valley Trail zu tun hat: gar nichts. Wir haben beschlossen, das Projekt "KVR" aufzugeben. Es hat keinen Sinn.

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