04. Juli (Tag 9)

Vancouver - Mission (Sun Valley Trout Park)

Tages-Km: 70
Gesamt-Km: 440
Höhenmeter: 200
Zeit im Sattel: 04:17
Wetter: bedeckt
Temperatur: 10 - 16°


Der Leser hat das Wort
Ich freue mich über Leserbriefe: als Mail an hermann.plasa@googlemail.com, als Kommenar im Blog oder per berittenem Kurier. Die Meinung des Lesers ist mir heilig. So schreibt z.B. die um die deutsche Sprache besorgte und mir privat bestens bekannte Leserin Frau S. aus Altötting in einem Mail erfrischend nonchalant: "Junger Mann, Deine Deutschkenntnisse hast du offensichtlich an der kanadischen Grenze abgegeben ... Da waren heute viele Fehler drin, das bin ich gar nicht von Dir gewohnt. Ist die Gehirnhälfte mit der Rechtschreibung eingefroren?"

Liebe Frau S. aus AÖ. Als Pädagogin verstehst Du es von Berufs wegen aufs Vortrefflichste, Kritik gleichermaßen feinsinnig wie motivierend zu formulieren. Schon die Anrede "Junger Mann" ebnet den Boden und erobert mein Herz; ich habe ja nun das Alter erreicht, indem man derartige Schmeicheleien zu schätzen weiß, gerade WEIL sie nicht stimmen. Äußerst elegant auch der Bezug zu den in den bisherigen Blogeinträgen erwähnten Temperaturverhältnissen und deren (möglicherweise) ursächlichem Zusammenhang zu neurophysiologischen Phänomenen wie etwa akute Rechtschreibschwäche als Folge des Einfrierens einer Gehirnhälfte. Dass Englischlehrer soviel über Biologie wissen, finde ich beeindruckend. Liebe Frau S. aus AÖ, ich habe die beanstandeten Passagen selbstverständlich unverzüglich korrigiert. Im übrigen darfst Dich auf die Berge hier freuen, sobald Du Anfang August Be ablöst und mit mir durch die Rockies in Colorado strampelst. Ich weiß ja, wie Du Berge liebst. Ich arbeite bereits jetzt an gleichermaßen feinsinnigen wie motivierenden Formulierungen...

Der fleißige Blogleser und Kommentator Joe M. aus München schreibt, dass er gerne gelegentlich eine etwas großzügigere Kartenübersicht hätte, aus der mehr als nur die jeweilige Tagesetappe ersichtlich ist. Joe, Dein Wunsch sei uns Befehl. In einem der nächsten Einträge werde ich die bisherige Tour aus der ganz hohen Vogelperspektive zeigen.

Zum Schluss noch ein paar Worte zur heutigen Etappe. Nach zwei erholsamen und sehr geselligen Tagen bei Sibylle und Ean in North Vancouver haben wir uns bei kühlem Wetter und 70% Regenwahrscheinlichkeit auf den Weg gemacht.


Der Schein trügt. "Trans-Canada Trail" klingt wildromantisch. Wer kennt die B 12 zwischen Ampfing und Forstinning? Alles klar. Auf dem Highway 7 ging es in östlicher Richtung durch das Fraser Valley. Tausende von Autos hatten dieselbe Idee wie wir und fuhren mit uns. Flachatmen war heute angesagt. Wer als Radler auf dem Highway 7 zu tief einatmet, ist ein vielversprechender Kandidat für einen "Darwin Award". Dieser Preis wird verliehen für die dümmste Art, unfreiwillig aus dem Leben zu scheiden, in diesem Fall: sich durch körperlicher Ertüchtigung mit den Abgasen anderer vergiften. Ich zitiere die Homepage www.darwinawards.com: "In honor of Charles Darwin, the Darwin Awards commemorate those who improve our gene pool by (accidentally) removing themselves from it. The Award is generally bestowed posthumously."

Anregungen für ambitionierte Aspiranten auf den Darwin Award gibt es auf dem Highway 7 zuhauf, zum Beispiel dieses wirklich liebevoll gestaltete Schild für einen tollen Sturz. Ganz großes Lob an die Klasse 1b der Mission Elementary School für diesen gelungenen Entwurf:


Auch auf dem Sun Valley Trout Park, auf dem wir um 17:00 Uhr angekommen sind und unser Zelt aufgeschlagen haben, hat man sich für Awardianer etwas einfallen lassen: eine naturnahe Toilette: EINE für alle und ohne technischen Firlefanz wie beispielsweise eine Spülung. Der Jauchewagen im Hintergrund tut's doch auch, oder? Oben auf der Hütte gutes altes Wellblech; bei Sonne und geschlossener Tür ergibt das ein Sauna-Erlebnis der besonderen Art: "Heissa Katreinerle". Wie schon auf dem Highway 7 ist auch hier "Luft anhalten" der Schlüssel zum Überleben.


Nichtsdestotrotz haben wir es uns auf dem Zeltplatz gemütlich gemacht und eine ordentliche Brotzeit aufgetischt. In Kanada ist es noch schwieriger, ein paar kühle Bier einzukaufen als in den USA. Wo es dort wenigstens noch Tankstellen gibt, die auch die Lizenz zum Bierverkauf haben, bedarf es in Kanada schon eines hochoffiziellen "Liquor Stores". Damit wir bei der abendlichen Brotzeit nicht auf dem Trockenen sitzen, haben wir vorgesorgt.

Gute Nacht...

2 Kommentare:

  1. Du hast 'Kommenar' und 'Guten Acht' falsch geschrieben. :)
    Frau S. aus AÖ

    AntwortenLöschen
  2. Diese Autos auf der Brücke des "Higway" 7 - so nah und gleich so viele! Ja, das muss schrecklich sein.

    AntwortenLöschen