07. Juli (Tag 12)

Kettle Valley Trail - Tag 1


Tages-Km: 20
Gesamt-Km: 550
Höhenmeter: 160
Zeit im Sattel: 1:52
Wetter: sonnig
Temperatur: 25 - 32° C


Bevor ich mich in die Niederungen des Actionfilms begebe, noch ein Appetithäppchen für die Freunde von Studiosus Bildungsreisen: Hope liegt etwa 160 Kilometer östlich von Vancouver am Zusammenfluss von Coquihalla und Fraser River.


Die Ureinwohner der Hope-Region nannten sich "Sto:lo" (The people of the river). Sie sprachen Halkomelem, die Sprache der Indianerstämme am Fraser River. Halkomelem gehört zur Salish-Sprachfamilie und ist eng verwandt mit dem Idiom der Squamish, Sechelt und Nooksack. Alles klar soweit? Gut. Bis 1808 waren die Indianer unter sich. Erst vor 200 Jahren tauchten Bleichgesichter hier auf. Reiseführer war Simon Fraser. 1848 wurde Fort Hope errichtet. 10 Jahre später entdeckte man Gold und Hope versank im "Fraser River Goldrush". Wir haben den Pausentag in Hope mit Schürfen verbracht, aber leider kein Gold gefunden. Als dann auch noch Deutschland gegen Spanien 0:1 verloren hat, haben wir die Zelte wieder abgebrochen und uns auf den Weg gemacht. Genauer gesagt, die Suche: nach dem Kettle Valley Trail. Es war nicht einfach, ihn zu finden, aber Geduld zahlt sich aus.




Gott vergibt, Rambo nie!
Kurz nach Beginn des Kettle Valley Trails gleich das erste Schmankerl. Die ehemalige Bahntrasse führt durch den Coquihalla Canyon. Der Coquihalla River hat hier eine 100 Meter tiefe Schlucht in den Fels gegraben. Beinahe senkrecht ragen die Wände zu beiden Seiten in den Himmel, während tief unten der Fluss tost und schäumt. Wegen seiner Urgewalt hat man den Canyon als Filmkulisse für Rambo 1 (engl. Original "First Blood") ausgewählt.


Wer ganz genau sehen will, wo wir heute durchgeradelt sind und wie man einen 50 Meter-Sprung von den Bäumen dort oben überlebt, der sehe sich die folgende Szene aus "First Blood" an. Geduld, er springt erst ganz am Schluss: http://www.youtube.com/watch?v=Am_JPaRq3Zk

Der Rambo ist schon ein Hund, oder? Außer einer Fleischwunde an der Schulter fehlt nix. Und die näht er eigenhändig mit Nadel und Faden zu, die er - Joe aufgemerkt! - aus seinem Bowiemesser zaubert. Dem ganz speziellen Rambo-Bowiemesser eben. Muß ich jetzt noch extra erwähnen, dass "First Blood" auf meiner ewigen Bestenliste steht? Wenn Immanuel Kant mit seinen zwei Vernunften (der reinen und der praktischen) die Scholastik aus den Angeln gehoben und die sogenannte kopernikanische Wende in der Philosophie eingeleitet hat, dann hat John Rambo das Genre des Actionfilms neu geboren - und das ohne einen Funken Vernunft! Hier mein Lieblingsdialog aus dem ersten Rambofilm (von 1982):

(Colonel) Trautman: "Du kannst nicht rumlaufen und harmlose Zivilisten umbringen!"
John Rambo: "Es gibt keine harmlosen Zivilisten!"

Eine klare Weltanschauung hat einfach was für sich. Seit meinem ersten USA-Aufenthalt im Jahre 2005 ertappe ich mich als begeisterter Cineast (Homekino!) immer wieder dabei, dass ich aufspringe und rufe "Da war ich schon! Da war ich schon!" Wenn ich Anfang November wieder in Deutschland bin und mir sofort Rambo 1 gebe, brauche ich mich gar nicht erst zu setzen. Gleich morgen bestelle ich das Bowie-Messer, damit ich mich vom ersten Stock in die Blautanne im Hof stürzen kann. Nähzeug hab ich noch.

Was im YouTube-Filmausschnitt leider nicht zu sehen ist, sind die Othello Tunnels, die Andrew McCulloch vor fast 100 Jahren für die Kettle Valley Railway erschaffen hat.


Tunnels! Nicht Tunnel. Wie an der Schnur gezogen bilden fünf Tunnels (Quintett Tunnels) eine Gerade durch den verschlungenen Canyon - ein Meisterstück von Andrew McCulloch und seinen Leuten. Joe, Du hättest doch mitkommen sollen! Das wär ein Eldorado für den Hoch- und Tiefbauer in Dir.






Neben den Othello Tunnels tragen in dieser Gegend auch Brücken und Wegpunkte Namen wie Lear, Jessica, Portia, Iago, Romeo oder Julia. Des Rätsels Lösung: McCulloch war ein großer Verehrer von Shakespeare.

2 Kommentare:

  1. Hi Hermann

    so ab und zu gebe ich mir auch den RAMBO 1
    lonley wolf ,, nur weil Du aussiehst wie unsereins zu Zeiten des Jugenheims in G. ( bitte g-Punkt nicht mit der Betonung auf dem G lesen) da sonst irgendwelche Jugendlichen Ihre Eltern in Erklärungsnotstände führt, was auchnunn doch etwas zu weit führt; Ja der Namensgeber für soviel Missetäter, Radl Rambo in Muc sein nur einer; nur was kann ich dafür dass die Oma vor mir so langsam fährt, dass die Stromleistung Ihres Dynamos Ihr Hörgeät nicht mehr versorgt; ich habe schon über legt mir kleine Schlitten Glöckal an die Streben des vorderen Schutzblechs an zu hängen, die bei unebenem Straßenbelag den Devilliermarsch bimmeln; aber nun zu Euch 20 km ist schon ein bischen wenig, aber wegen RAMBO Valley verstehe ich das total.

    p.s soeben wird wieder ein Gerücht DOPING bei Tour de France public... wie schaut's da bei EUch aus; Doping durch Schwarzbären oder Moskitoschwärmen, deren Höchstgeschwindigkeit bei 28 km/h liegt...

    so called BIO DOPING

    Bis Bald

    Servus
    JOE B

    AntwortenLöschen
  2. He, Kettle Railway schaugt ja super aus - da möcht ich auch herumramben. Schreibst ois guad auf, Bua!

    Shakespeare: "a bike! a bike! a kingdom for a bike!"

    gez.
    harmloser Zivilist

    AntwortenLöschen