05/06. Juli (Tage 10/11)

Mission - Hope (und Pausentag in Hope)

Tages-Km: 90

Gesamt-Km: 530

Höhenmeter: 250

Zeit im Sattel: 04:45

Wetter: Regen, Niesel, bedeckt, sonnig

Temperatur: 8 - 20° C

Don't shoot from the saddle...

Worum es in diesem Buch von D.A. Holley geht, weiß ich nicht, aber heute hätte ich Herrn Holleys Rat gerne mehrmals radikal ignoriert. Einige der Autos schienen mir absichtlich nahe, als sie mit 100 Sachen an uns vorbeigedonnert sind.

Der Tag hat wunderbar begonnen: Regen. Kaum hatte ich alle Einzelteile aus dem Zelt befördert, um in aller Ruhe zu packen und das Rad reisefertig zu machen, fielen die ersten Tropfen. Hektik meinerseits: Schlafsack, Isomatte, Kopfkissen und Laptop in Sicherheit bringen. Dann husch-husch Regenhose anziehen und den linken Socken. Dann auf dem rechten Fuß herumhüpfen, um den linken Schuh zu finden, der irgendwo in dem Klamotten-Haufen am Boden vergraben sein muß. Linken Schuh anziehen, dann rechten Socken. Tanz auf dem linken Bein und Suche nach dem rechten Schuh. Das T-Shirt wird nass. Wo ist die Regenjacke? Da! Nein... hier! Auch nicht... Aber ... Oh Mann, die anderen Schuhe stehen ja auch im Regen. Und die Handtücher? Die Lenkertasche ist offen, das Zelt wird nass, die große Tasche ist offen...

Abfahrt. Nur das Zelt mußte ich nass einpacken, den Rest konnte ich in Sicherheit bringen. Schon nach den ersten hundert Metern verkümmerte der Regen zum Tröpfeln und kurz darauf verstummte der Himmel hämisch grinsend, während ich meinen eigenen Rekord gebrochen und innerhalb von 234 Sekunden klitschnass war: innerhalb der Regenkleidung.Von außen blieb sie ziemlich trocken. Kein Grund für Adrenalinproduktion. Iwo. Ruhe und Gelassenheit, ganz wie es der Radelhans empfiehlt. Der Hauch eines milden Lächelns mag vielleicht einen Moment lang über meine Lippen gehuscht sein, mehr nicht.

Kurz nach dem Campingplatz war auch schon das ersehnte Schild "BREAKFAST" zu sehen. Als wir bestellen, sagte der Kellner: "30 Minutes ago there were two girls here. They told me about you and that you had beer with you yesterday!" Ah, unsere Zeltnachbarinnen. Unser Gepäck, speziell die Bierladung scheint es Ladies offenbar angetan zu haben. Da rüsten wir uns gegen Bären, und dann planen zwei zwanzigjährige Frauen einen nächtlichen Überfall, weil sie unser Bier wollen! Jedenfalls schreiben sie in ihrem Blog (http://loop-de-loop.tumblr.com): "The cyclists camped next to us have everyhing in their pulled trailer. Including beer. Currently planning a raid." Auch in diesem Fall siegt Altersmilde über männliche Kränkung.

Die ersten dreißig Kilometer "Highway 7" waren eklig: B 12 am Montagmorgen. Muß ich mehr sagen? Aber dann lösten sich Wolken und Schwerverkehr allmählich auf. Aus Flucht wurde Radeln und aus Frieren wurde Wohlfühlen. Die letzten 50 Kilometer waren traumhaft. Die heutige Bildergalerie:

Wir haben Hope erreicht. Hier beginnt der Kettle Valley Rail Trail. Übermorgen. Hier ist es zu schön, um gleich am nächsten Tag wieder aufzubrechen. Außerdem ist da noch ein Halbfinalspiel am Mittwoch morgen um 07:00 Uhr Ortszeit, das wir natürlich noch gucken müssen.

Hier der Rückblick auf die bisherige Tour. Joe, geht das in die gewünschte Richtung?