01. Juli (Tag 6)

Surrey - Vancouver

Tages-Km: 73
Gesamt-Km: 370
Höhenmeter: 320
Zeit im Sattel: 5:25
Wetter: Regen, Niesel, bedeckt
Temperatur: 9 - 16°C



Über siebzehn Brücken mußt Du fahr'n
Mann, war das eine Odyssee heute. Da zeltest Du direkt vor den Toren vor Vancouver und dann fährst du 5-einhalb Stunden und 73 Kilometer und über gefühlte siebzehn Brücken wie ein moderner Schnitzeljäger hinein in das Herz des Molochs. Das hatten die Griechen damals in Troja wesentlich geschickter angestellt. Habe ich schon erwähnt, dass am frühen Morgen zu regnen begann? Nasses Zelt und so? Heissa! Im Pferdebauch hatten es die Griechen bestimmt schön trocken und warm - und abbauen mußten sie das Pferd auch nicht. Vielleicht sollte ich in Zukunft statt eines Anhängers ein großes hölzernes Pferd auf Rollen hinter mir herziehen. Als Junge hatte ich einmal aus Balsaholz eine Caravelle gebastelt. Das Modellflugzeug war federleicht. Bilder vom trojanischen Pferd gibt es ja überall... Ich merke mir diese Idee jedenfalls mal vor. Wo war ich stehengeblieben? Ach ja, beim Regen, der glücklicherweise bald zu einem Nieseln wurde. Zunächst ging es auf langen Geraden flott dahin.

Aber dann. Die Steckenführung in die Innenstadt von Vancouver ist, gelinde gesagt, abenteuerlich. Wir mußten einige Male suchen, ohne zunächst zu finden. Oberfies: an einer ziemlich steilen Passage hat ein absolut unwitziger wenn-ich-den-kriege-Scherzbold den Pfeil auf dem Wegweiser umgemalt. Also sind wir den ganzen langen und steilen Berg wieder hoch geradelt, nur um oben zu sehen, dass wir runter müssen. Unten angekommen, war der Pfeil aber immer noch falsch und wir ratlos. Weil der Kanadier vorwiegend mit dem Auto unterwegs ist, wußte auch niemand der Befragten Anwohner etwas von einem (DEM einzigen überhaupt!!!!) Radweg über die gewaltige Alex Fraser Bridge, der direkt hinter ihren Häusern verläuft. Schulterzucken. Radweg? Hier? Über die Brücke? Mit dem Rad? Hier? Ein Weg? Für Räder? Fahrrad? Hier? Hm.... Bis Be auf die glorreiche Idee kam, eine Hundebesitzerin nach einem FUSS-Weg zu fragen. Welch ein Schachzug! Hunde müssen Gassi gegangen werden. Dazu muß sich der Mensch aus eigener Kraft in Bewegung setzen und dieses seltsame Tun für 15 - 30 Minuten fortsetzen. Voila! Schon hatten wir die gesuchte Wegbeschreibung, bei der sich dann auch die Gemeinheit mit dem umgemalten Wegweiser geklärt hat. "Oh, that's wrong. It's exactly the other way round." Haha.

Abenteuerlich blieb es trotzdem. Über Stock und über Stein und sogar über Bahngleise hinweg zogen, zerrten, schoben, trugen und schleppten wir Rad und Gepäck...,



...bis wir endlich den versteckten Zugang zur Alex Fraser Bridge, der ersten von vielen Brücken gefunden hatten.



Gefühlte siebenunddreißig Brücken und den ein oder anderen Höhenmeter später waren wir endlich am Ziel: Downtown Vancouver




In (North) Vancouver bleiben wir drei Nächte zu Gast bei Sibylle Tinsel und Ean Jackson, zwei außergewöhnlichen Menschen. Sibylle ist ein-einhalb Jahre durch Mittel- und Südamerika geradelt und Ean ist ein "ultra runner", der schon an Triathlon-Weltmeisterschaften teilgenommen hat und zum Spaß 100-Meilen-Läufe bestreitet (160 Kilometer am Stück LAUFEN!). Ean hat Be und mir vorgeschlagen, gemeinsam ein wenig in die Berge zu gehen. Mit jemandem in die Berge zu gehen, der länger läuft als ich radle? Ob mein zartes Selbstwertgefühl einer derartigen Belastungsprobe standhält?

3 Kommentare:

  1. Hi Hermann und Be,
    der Trick mit dem Gassi gehen sensationall.
    und
    ich glaube Ean bewundert Euch und Eure Leistung
    auch auf irgendeine, seine Weise

    Warten auf Deutschland - Argentinien; für den Fall dass Euch der Lederball etwas interessiert.

    Erholt Echgut in Vancouver
    Bin gespannt, wie_s weida geht.
    LG
    JoeB

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  2. Und Argentinien fährt / fliegt nun heim

    Null zu Vier gegen Allemagne.

    So und nun eine Schneider Weiße

    Prost

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  3. Joe, Du Schneider Weiße, wir Sixpack. Ole.

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