07. August (Tag 43)

Rawlins, WY - Saratoga Lake, WY

Tages-Km: 79
Gesamt-Km: 1.988
Höhenmeter: 533
Zeit im Sattel: 04:37
Wetter: Sonnig, leicht bewölkt
Temperatur: 19 - 28° C

"On the road again..."
Endlich! Nach einer Woche Hotelarrest mit vier engen Wänden und ständig einem Computermonitor vor Augen ENDLICH wieder Sonne, Wind und Raum. Wyoming ist das Kontrastprogramm zu Denver. Hier verliert man sich, in Wyoming hat es die Zeit hat nicht eilig und sitzt am liebsten den ganzen Tag im Schaukelstuhl. Auf rund 70% der Fläche Deutschlands tummeln sich insgesamt nur 500.000 Einwohner. Damit ist Wyoming der bevölkerungsärmste Bundesstaat der USA. Was die Bevölkerungsdichte betrifft, so ist nur Alaska noch dünner besiedelt.


Während meiner Arbeitspause in Denver hat mir Radlpeter ein wunderschönes Filmzitat zugeschickt und dank Radlingrid wissen wir jetzt auch, aus welchem Film es stammt. Es passt perfekt zur Kulisse Wyomings und bildet den Auftakt einer Reihe von Filmzitaten, die ihr, verehrte Blogleser, dem richtigen Film zuordnen dürft - wenn ihr möchtet. Am jeweils nächsten Blogeintrag gibt's die Auflösung. Also: Aus welchem Film stammt das folgende Zitat:

„Ich wäre das verdammte Stück Blei aus dem Revolver eines anderen nicht wert, wenn ich jetzt nicht sagen würde: Du warst immer verdammt gut zu mir“

---
Und jetzt weiter im Text. So sieht das aus, wenn man durch Wyoming radelt:


Nach erholsamen 30 Kilometern Rückenwind genießen wir auf den nächsten 50 Kilometer straffen Seitenwind?


Eingeweihte wissen Bescheid, für den Rest zur Information: Mein Freund Be war die ersten fünf Wochen mit mir unterwegs, wurde nun aber abgelöst durch Angie, die bis Ende der (bayrischen) Sommerferien mit mir bis an die Staatsgrenze zwischen Kansas und Missouri radeln wird.


Den ganzen Tag über bewegen wir uns auf einer Höhe von 2.100 bis 2.200 Metern über dem Meeresspiegel. An den Temperaturen ist das nicht festzumachen - es ist heiß - aber wenn ich schon bei kleineren Steigungen atme wie ein Nilpferd nach 400 Metern Hürden, wird mir die Höhe schmerzlich bewusst. Mein lieber Mann... Drei Pässe erwarten uns demnächst, unter anderem auch der höchste Pass der gesamten Tour, der "Hoosier Pass" bei Breckenridge in Colorado. Das wird eine Schinderei, soviel ist jetzt schon klar. Weniger wegen der Steigung - die sind überwiegend moderat - sondern vor allem wegen der dünnen Luft. Andererseits sind solche Etappen das Salz in der Suppe - und überhaupt: wir sind mit Fahrrädern auf Asphalt unterwegs und kommen mit einem Schnitt von 17 - 20 km/h gut voran. Vor gut 150 Jahren sind die Leute zu Fuß oder in Planwagen auf dem "Wyoming Trail" durch dieses Land gekrochen. Unvorstellbar, wenn man diese Weite UND diesen Trail sieht, von dem ein kleines Stück noch immer erhalten ist: ein Highway anno 1847:


Ganze zwei Ortschaften haben wir auf dem Weg von Rawlins zum Saratoga Lake passiert, wobei eine davon aus einer Tankstelle bestand. Mit Verpflegung und Wasser (und - jetzt - eigenem Trinkwassererzeugungsdings) ausgestattet ist das alles kein Problem, aber ist ist beinahe gespenstisch, wie dünn besiedelt dieses Land ist. Ein Geisterland.

Der Saratoga Lake Campground ist gleich ein harter Einstieg für Angie: EIN Plumpsklo, KEINE Duschen. ABER hinter einem nicht genutzten RV (das sind die tennisplatzgroßen Wohnmobile der Amerikaner) entdecken wir einen Rasensprenger. veni, vidi, duschi. Nun ja, Angie jedenfalls. Ich versuche mich noch davon zu überzeugen, dass ich heute eigentlich kaum geschwitzt habe.


Till Senn





Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen