22. August (Tag 58)

Eads, CO - Tribune, KS

Tages-Km: 97
Gesamt-Km: 2.866
Höhenmeter: 420
Zeit im Sattel: 6:34
Wetter: Sonnig
Temperatur: 27 - 35° C


Der Wind, der Wind, das himmlische Kind... hat heute nicht am Knusperhäuschen sondern an unseren Nerven genagt. Und zwar mächtig. So früh wie noch nie machten wir uns auf den Weg. Bis zu unserer Ankunft in Tribune, KS gegen 16:15 Uhr hat uns ein strammer Seit-Gegenwind das Leben schwer gemacht. Glücklicherweise 90% Seiten- und nur 10% Gegenwind, aber das hat gereicht, um den Tagesschnitt auf 14,8 km/h zu drücken.

Picknick am Wegesrand
Ich stelle diese Etappe unter das Motto "Picknick am Wegesrand", dem 1971 von Arkadi und Boris Strugazki verfasstem Roman über "DIE ZONE". Die Zone ist da und niemand weiß, warum bzw. woher sie kommt und wozu sie da ist. In der Zone gibt es viele unbekannte Dinge. Manche davon sind gefährlich, manche nicht. Die Zone ist unberechenbar, eine Art Minenfeld und gerade deswegen ein Eldorado für Schatzsucher, jedenfalls die, die lange genug leben, um irgendwelchen Kram aus der Zone zu schleppen und zu verhökern. Die Zone ist ein Rätsel von surrealer Dimension, eine unbekannte Größe inmitten der bekannten Welt. Beim Lesen hatte ich ständig das Gefühl, am Rande meines Verstandes zwischen den Welten zu wandeln. Genauso ist es mir heute ergangen.

Die Etappe zwischen Eads in Ost-Colorado und Tribune in Kansas war für mich "Die Zone". 100 Kilometer ohne Versorgungsmöglichkeit. Einzige Ausnahme: Bei Kilometer 45 ist in Sheridan Lake ein Lebensmittelladen samt Restaurant in der Karte verzeichnet. Darauf vertrauend belassen wir es in Sachen Brotzeit bei der Notversorgung, nehmen aber 15 Liter Wasser an Bord und betreten um 07:16 Uhr die Zone.

Colorado, Kilometer 10: Die Frisur sitzt


Kilometer 20: Blick in die Zone


Kilometer 30: rust in peace - Dinge in der Prärie


Kilometer 44: Rückblick und "Der Wind, der Wind..."


Kilometer 44,5: Ein ungewöhnlicher Ortsplan (von Sheridan Lake)


Beispiel: "B.J. Murdock" wohnt "one block north, two blocks east and 4,5 miles north" (einen Block Richtung Norden, dann Zwei Blöcke Richtung Osten und schließlich 4,5 Meilen Richtung Norden)

Kilometer 45: Dieses Café gibt es längst nicht mehr und der Lebensmittelladen daneben hat sonntags geschlossen. Heute ist Sonntag.


Kilometer 46: Dieses Postamt war bis 1993 in Betrieb


Kilometer 46: Ein Zug im Garten, ein See ohne Wasser


Kilometer 46: Kleiner Ausschnitt eines ungewöhnlichen Hoftores


Kilometer 70: Anflug eines Sandstürmchens (da knirschen die Zähne)

 

Kilometer 75: Zonenwechsel

 

Kansas, Kilometer 90: Die Frisur sitzt immer noch. Am Ende, aber noch nicht am Ziel

 

Um 16:15 Uhr verlassen wir die Zone und erreichen Tribune, wo ich das "Trails End Motel" finde - und für ein paar Minuten eine völlig andere Zone betrete. Heruntergekommen und völlig verdreckt - unfassbar. Der Besitzer nannte sich selbst "Master of this shithole" und damit hat er sein Motel hinreichend beschrieben. Wir drehen ab und suchen den Campingplatz, den wir schließlich auch finden. Es ist ein kleiner Grünstreifen zwischen dem örtlichen Schwimmbad und ein paar Häusern. Radler dürfen hier zelten und die Duschen bzw. Toiletten des Schwimmbades nutzen, die in diesem Fall über Nacht geöffnet bleiben. Es ist zwar heiß, aber auf dem Grünstreifen stehen viele Bäume = wir haben Schatten. Und dann ist da ja noch der Wind, der Wind, das himmlische Kind...

Till Senn

1 Kommentar:

  1. Hallo Angi hallo Hermann,

    bei den Seglern ist der von Dir Hermann geschilderte Wind, so glaube ich mich zu erinnern, ein lieber Freund.

    d.h. dann hoch am Wind...
    Bei diesen Strömungsverhältnissen saugt der Wind nämlich das sich bauchende Segel an
    Überdruck - Unterdruck you know, sonst würde auch ein A 380 nie never abheben...
    Also wenn ich bei meinen Touren solche bedingungen habe, versuche ich meinen oberkörper in den Wind , genauer gesagt die Achse der Schultern lieg parallel zur Windrichtung.

    Würde mich interessieren, ob Du bei der nächste Etappe diesen Effekt bestätigen kannst...

    Liebe Grüße
    JoeB

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