11. August (Tag 47)

Willow Creek Campground, CO - Kremmling, CO

Tages-Km: 62
Gesamt-Km: 2.245
Höhenmeter: 381
Zeit im Sattel: 3:46
Wetter: Heiter, leicht bewölkt, Unwetter
Temperatur: -2 (!) bis 22° C


Lösung Filmzitat von gestern:

"Nimm die Fackel. Schwenke sie gegen alles, was sich schlängelt!"

Dieses Zitat stammt aus "Indiana Jones - Jäger des verlorenen Schatzes"


Dem Kalten Tod entkommen
Im T-Shirt sind wir gestern über die Passhöhe geradelt! Warm war's auf der Zugspitze. Selbst die kurze Abfahrt von 2.951 auf 2.630 Meter war angenehm. Aber die Nacht hat sich an uns gerächt. Von 02:00 morgens an war an Schlaf nicht mehr zu denken. Frieren war angesagt. Die Temperaturen fielen auf -2° Celsius und ich weiß jetzt, dass ich statt des Schlafsacks auch ein Mückennetz hätte verwenden können. Nein! Das ist nicht fair sondern Übertreibung als Stilmittel, aber eins steht fest: so gefroren habe ich noch nie! Angie erging es nicht besser. Daraus schließe ich, dass die Temperaturangaben auf Schlafsäcken, z.B. "bis -15 Grad" nur besagen, dass der SCHLAFSACK diese Temperatur aushält. Der eben erwähnte Schlafsack würde bei -16 Grad dann eben sterben. Wie konnte ich nur auf die Idee kommen, dass die Temperaturangaben... aber lassen wir das Gejammere. Es war eine saukalte Nacht mit wenig Schlaf, aber irgendwann war sie vorbei und Tag Nummer 47 der Reise brach an. Der Wettergott serviert uns Eis zum Frühstück:


Kaum lugt die Sonne über die Berggipfel, wird alles anders. Die Welt verwandelt sich innerhalb von zehn Minuten vom Kühlraum in einen Wintergarten. Wir sind nach wie vor im Land der Bären und ich pflücke das Frühstück (zwei Radtaschen gefüllt mit Lebensmitteln und Kochutensilien) vom Baum.


Neben dem obligatorischen (erstklassigen!) Kaffee gibt es - bäh - eiskalte Erdbeermarmelade an tiefgefrorenem Toastbrot für mich und - doppelbäh - eine Doppelpackung Oatmeal samt zwei Pfirsichen für Angie. Während wir am Kaffee nippen, kommt langsam das Leben zurück in unsere Körper. Das komplett vereiste Zelt dampft in der steigenden Sonne wie ein Hamam. Bis wir abgespült und die Räder reisefertig gepackt haben, ist das Zelt komplett trocken und ich kann es bedenkenlos abbauen.

Die ersten zwanzig Kilometer sind ein Traum. Die kaum befahrene Straße schlängelt sich entlang des Willow Creeks talwärts. Betrachtet man die folgenden Bilder, möchte man kaum glauben, dass die letzte Eiszeit erst wenige Stunden zurück liegt.



Dem nassen Tod entkommen
Seit einigen Tagen ist viel von Tornados die Rede. Nachmittägliche Unwetter sind an der Tagesordnung. Nun, bis gestern hatten wir Glück gehabt. Aber damit war heute Schluss. An Symbolismus kaum mehr zu übertreffen ist dieses Telefonmasten-Golgatha, hinter dem sich das Unwetter zusammenbraut:


Und dann geht es los. Und wie! 13 Kilometer vor dem Tagesziel!!!! Ich komme gerade noch dazu, die Regenüberschuhe anzuziehen, da bläst eine heftige Böe auch schon mein schwer bepacktes Rad um wie der böse Wolf das Strohhaus von Schweinchen Nummer Eins. Im Hofeingang einer kleinen Farm suchen wir Schutz. Als die ersten mittelgroßen Äste der nahegelegenen Baumgruppe neben uns auf den Boden donnern, verkriechen wir uns in einen zwanzig Meter weiter befindlichen und für die Pferde des Farmers gedachten Durchgang unter dem Highway. Natürlich fällt mir in dieser Situation der naturwissenschaftlich über jeden Zweifel erhabene Film "Twister" ein, bei dem sich ein paar Leute unter einer windigen Holzbrücke vor einem Tornado in Sicherheit bringen, der halbe Städte durch die Luft wirbelt.

Nach etwa 20 Minuten hat sich der Wind halbwegs beruhigt und gegen den Regen helfen unsere Klamotten. Wir erreichen Kremmling (warum muß ich immer an den Film "Gremlins" denken?) unbeschadet und blicken zurück auf zwei ereignisreiche Tage: erst Radeln über die Zugspitze, dann Eiszeit und schließlich Sintflut.

Till Senn

2 Kommentare:

  1. Ha! Schlafsäcke - da kann ich mitreden, denn schließlich hab ich von Euch (also inkl. Dir) einen Supi-Schlafsack für den Himalaya zum Geburtstag bekommen. "Komfortbereich" -15 Grad, was bedeutet, dass er da noch kuschelig ist. Die Angabe "extrem" bedeutet nur, dass es einen extrem friert (mein Schlafsack: -30), man sich aber noch keine letalen Erfrierungen holen würde. Für Weicheier und Frauen gilt der Komfortbereich um fünf Grad wärmer (da wär meiner also bei -10). Frag nur, dass'd was lernst.

    AntwortenLöschen
  2. Das Licht ist aufgegangen, aber ...

    ... Weicheier und Frauen? Des is ned nett!

    Gruß us Kölle
    Maria

    AntwortenLöschen