20. August (Tag 56)

Ordway, CO - Eads, CO

Tages-Km: 101
Gesamt-Km: 2.770
Höhenmeter: 331
Zeit im Sattel: 5:38
Wetter: Sonnig
Temperatur: 22 - 33° C


Keine Schokolade zum Frühstück
Die gestrige Hitzeschlacht und Angies Beinahe-Hitzschlag waren uns eine Warnung und wir wollen früh starten, um der Nachmittagshitze zu entkommen. Um 6:30 Uhr klingelt der Wecker, um kurz nach 7:00 machen wir uns auf den Weg. Die Hotelbesitzer sorgen sich um Angie und drücken uns ihre Visitenkarte in die Hand: "If anything happens, call us and we come and pick you up! Don't hesitate, I mean it."

Zum Frühstücken hat man uns das "Sugar City Café" in Sugar City empfohlen. Dummerweise stehen wir vor verschlossenen Türen. Das vielgepriesene Frühstücksrestaurant ist Freitags und Samstags geschlossen. Der Lebensmittelladen gegenüber öffnet erst um 11:00 Uhr die Pforten. Hinter uns liegen 11 Kilometer und vor uns noch 90 Kilometer Prärie. Was tun? Umkehren und in Ordway frühstücken und dort Verpflegung einkaufen? Dann kommen wir heute nicht bis Eads bzw. müssten 122 Kilometer fahren, die letzten 40 davon in brütender Nachmittagshitze. Wir beschließen, auf die Notreserven zurückzugreifen: 4 Müsliriegel und eines von drei Expeditions-Essen, die ich für solche Fälle dabei habe. Wasser ist kein Problem, wir haben die Flaschen vor der Abfahrt aufgefüllt und schleppen insgesamt 15 Liter Wasser mit. Das sollte reichen.


Die ersten 25 Kilometer begleiten uns die kilometerlangen, abgestellten Waggon-Kolonnen von "Southern Pacific". In der morgendlichen Kühle lässt es sich gut radeln und wir kommen gut voran, wenngleich der anfängliche Rückenwind immer mehr zum Seiten- und später sogar zum Gegenwind wird. Schatten ist Mangelware, hin und wieder ein paar Sträucher, gelegentlich ein Baum - das war's.

In Arlington, bestehend aus drei Häusern und einer Farm, hat man für Radler einen Picknick-Tisch im Schatten einiger Bäume aufgestellt. Zwei Müsliegel haben uns gut über die ersten 50 Kilometer gebracht, aber jetzt muss was Ordentliches her. Also werfen wir die Küche an:


Die Fliegen sind eine Plage. Mindestens 2.000 der elenden Biester sind nur mit Mühe von uns und dem Essen fernzuhalten. Jaja, der Peter von Assisi hätte jetzt bestimmt wieder kluge Ratschläge, aber ich versuche es erst einmal mit Schlägen. Der Erfolg hält sich in Grenzen, aber wenn man sich ständig bewegt, ist die Fliegenplage nicht soooo schlimm. Gehend, hüpfend und Pirouetten drehend löffle ich den Teller aus. Gestärkt nehmen wir anschließend auf dem kaum befahrenen Highway 96 die zweiten 50 Kilometer in Angriff.


Bei Kilometer 70 haben die Temperaturen die 30-Grad-Grenze schon deutlich überschritten; das Wasser in unseren Flaschen auch. Da kommt die EINE Tankstelle auf den 101 Kilometern der heutigen Etappe gerade recht. Bei 32 Grad im Schatten trinken wir kühlen Apfel- und Orangensaft ...

... und gleich daneben gibt's sogar eine Kopfkühlung:


Um 15:15 erreichen wir Eads, das Tagesziel. Die Etappe war lange, heiß und wegen des Windes nicht unbedingt ein Kinderspiel. Aber wir haben sie gut weggesteckt und haben nun 15 Stunden zur Regeneration, bevor wir morgen die 110-Kilometer-Etappe nach Tribune in Kansas anpacken.

Till Senn

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Filmzitat: Aus welchem Film stammt der Dialog:

"Ey Mann, du blutest."
"Ich habe keine Zeit zum Bluten."

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