08. August (Tag 44)

Saratoga Lake, WY - Six Mile Gap Campground, WY

Tages-Km: 75

Gesamt-Km: 2.063

Höhenmeter: 768

Zeit im Sattel: 5:22

Wetter: Sonnig, leicht bewölkt

Temperatur: 17 - 32° C

Lösung des gestrigen Filmzitates:

„Ich wäre das verdammte Stück Blei aus dem Revolver eines anderen nicht wert, wenn ich jetzt nicht sagen würde: Du warst immer verdammt gut zu mir“

Dieses Zitat stammt aus "Butch Cassidy und Sundance Kid"

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Hundert Jahre Einsamkeit

Wie soll man beschreiben, was unbeschreiblich ist? Lieber Bilder nehmen? Nein - heute fasse ich mich kurz, obwohl es gefühlte 100 Jahre waren, die wir in fast völliger Einsamkeit geradelt sind. Im Unterschied zum schwermütig-schwülstigen Roman jedoch 100 beschwingte Jahre! Erwähnenswert ist noch die Höhe, in der wir uns bewegen; mittlerweile haben wir uns auf etwa 2.300 Meter über dem Meeresspiegel hochgearbeitet. Höhenluft, Höhensonne, Höhenwind, klare Sicht, weiter Blick und unvorstellbare Weiten.

Riverside ist die einzige Stadt, die wir heute passieren und hat laut Ortsschild 59 Einwohner. An den Maßstäben Wyomings gemessen ist Riverside damit wohl eine Stadt mittlerer Größe. Angie hat Hunger und erkundigt sich nach Restaurants.

Kaum zu glauben, aber in Riverside gibt es gleich zwei davon. Satt und zufrieden japsen wir bei 32 Grad noch einmal ein paar Höhenmeter hinauf - 2.500 zeigt der Höhenmesser am Ende an - und trudeln gegen 17:00 Uhr mitten im Nirgendwo auf dem abseits der Route gelegenen "Six Mile Gap Campground" ein. EIN Plumpsklo, KEINE Dusche. Angies Einstieg in die Tour ist wirklich hart.

Ein großes Schild "Bear Country" erweckt meine Aufmerksamkeit. Aha, ich dachte, wir hätten das Bear Country schon hinter uns. Andererseits, wir sind noch immer in den Rocky Mountains. Laut Schild sollen wir Lebensmittel und alles, was duftet im Auto lassen. Zu unserer eigenen Sicherheit! Soso, welches Auto? Die "Bärentonne" und das lange Bergsteigerseil wollte ich ja nicht behalten (gell Be?), also muß ich jetzt zusehen, wie ich uns die Bären vom Leib halte. Wer den Film Apollo 13 gesehen hat oder sich noch an das Original erinnert, der weiß, dass man mit Bordmitteln immer irgendein Provisorium zusammenbasteln kann. Da ich keinen Rückweg vom Mond zur Erde suche sondern nur zusammen mit unserem Essen auch uns selbst vor nächtlichen Bärenbesuchen schützen will, kann das doch nicht so schwer sein. Grübel grübel. Erst mal essen. Leerer Magen denkt so langsam.

Grübel grübel grübel grübel - Bingo! Am Ende habe ich ein paar Zeltspann-Schnüre aneinander gebunden, den Hammer zum Einschlagen der Zeltnägel am Ende des provisorischen Seils befestigt und - beim dritten Versuch! - Hammer samt Seil perfekt über einen weit abstehenden Ast eines relativ hohen Baumes (und natürlich weit weit vom Zelt entfernt) geworfen, einen wasserdichten Beutel mit den verbotenen Früchten daran befestigt und das Seil gespannt, um den Beutel in die Höhe zu ziehen. Woraufhin mir der Ast samt Seil, Hammer und Beutel entgegenkam. In weiser Voraussicht (ich bin Skeptiker , vor allem mir selbst gegenüber) habe ich mich nicht UNTER dem Beutel sondern ein gutes Stück abseits postiert. Ja, ich kenne meinen "Ein Fisch namens Wanda", dessen den Mittelteil und weiß, wie es dem Hund und dem Klavier ergangen ist.

Zurück zum Bärenproblem und seiner Lösung: die Idee war im Ansatz brauchbar, nur das Ergebnis ist unbefriedigend. Auf geht's zum zweiten Versuch an einem zweiten Baum mit einem zweiten Ast. Wurf, sitzt, passt, hält - bestens. Nur dass sich jetzt das Gewicht des Beutels als zu schwer erweist. Diesmal hält der Ast, aber das Seil droht zu reißen. Soso. Also hebe ich den Beutel so hoch wie ich kann und Angie spannt das Seil. Ich trete schnell einen Schritt zur Seite - das Seil hält. Höher können wir den Beutel aber nicht ziehen, dessen unteres Ende jetzt in etwa 2,20 Metern schwebt und damit genau auf Augenhöhe eines aufgerichteten Bäres. Auf Tischhöhe, wenn man so will. Apollo 13 ist heil auf der Erde angekommen, wieso mache ich mir eigentlich Sorgen?

Till Senn

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Zum Abschluss das nächste Filmzitat. Aus welchem Film stammt:

"Ich hab schon mal drei von diesen Mänteln gesehen. Sie haben am Bahnhof auf jemanden gewartet. In den Mänteln waren drei Männer, und in den Männern drei Kugeln."