09. August (Tag 45)

Six Mile Gap Campground, WY - Walden, CO

Tages-Km: 48

Gesamt-Km: 2.112

Höhenmeter: 405

Zeit im Sattel: 3:36

Wetter: heiter bis bewölkt

Temperatur: 12 - 24°C

Auflösung des gestrigen Filmzitates:

"Ich hab schon mal drei von diesen Mänteln gesehen. Sie haben am Bahnhof auf jemanden gewartet. In den Mänteln waren drei Männer, und in den Männern drei Kugeln."

Das Zitat stammt aus "Spiel mir das Lied vom Tod". Schande über jeden, der den Film gesehen hat und dieses Zitat nicht (mehr) zuordnen konnte!

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Welcome to Colorado!

Sag ich doch! Kein Bär war da, das Essen noch im Beutel, der Beutel noch am Ast, der Ast noch am Baum und der Baum noch im Wald. Mit dem geliehenen Kocher (Danke BE!) bereite ich in drei Sekunden zwei Eimer richtigen, echten, authentischen, guten, heißen, starken, schwarzen Kaffees zu. Ahh! Auch das Oatmeal (Haferflocken mit irgendwas) ist schnell zu einem Müsli-Ersatz verarbeitet, schmeckt aber derart gräßlich, dass ich nach ein paar Löffeln denselben wieder abgebe. Grauenvoll! Wer hat sich sowas ausgedacht? In den USA gibt es nichts ohne was. Ich meine, überall ist mehr drin als drin ist. Immer noch unklar. Ein Beispiel: Wer gute Nerven, viel Zeit und einen großen Tank im Auto hat, begebe sich in den USA mal auf die Suche nach einem Joghurt ohne irgendwas. "Joghurt natur" ist in amerikanischen Supermärkten so häufig zu finden wie Vernunft bei Fundamentalisten. Tausend künstliche Aromen, aber kein Joghurt! Mit Haferflocken ist es dasselbe. Immer irgendein grausliger künstlicher Geschmack. Das mit dem Essen ist schon ziemlich verfahren in den USA. Eigentlich verrückt. Die schreiben auf Wasserflaschen, dass der Inhalt (Wasser)KEIN FETT enthält. Moo-ment! Das bringt mich sofort auf eine nächste Quiz-Idee. Ich tippe die "nutrition facts" (Nährwerttabelle) von beliebigen Artikeln ab und ihr müsst erraten, um welches Lebensmittel es sich handelt. Was aber ein anderes Thema ist, dem ich mich zu gegebener Zeit näher widmen werde.

Zurück zum heutigen Radeltag. Mit leerem Magen mache ich mich auf den Weg (Angie hat ihr Müsli mit Hilfe eines Pfirsichs genießbar gemacht und damit zumindest etwas im Magen). Nach etwa 15 Kilometern erreichen wir Colorado.

Die Western-Kulisse hört natürlich nicht auf, nur weil Wyoming jetzt Colorado heißt. Dieses kleine Anwesen hinter dem Felsentürmchen war leider so weit weg (und Zutritt verboten), dass ich es nicht größer aufs Bild bringen konnte. Im diffusen Licht - es ist noch früh - und bei absoluter Stille wirkt der Anblick beinahe unwirklich.

Herrschaften, welch eine Kulisse... ich hätte mich keine Sekunde lang gewundert, wenn plötzlich ein Rudel Indianer mit wildem Kriegsgeheul hinter dem Felsen hervor geprescht und dazu aus himmlischen Bose-Boxen Musik von Sergio Leone erklungen wäre.

"Rolling Hills" (Hügellandschaft) beschreibt das Terrain von heute am besten. Auf einem wellig-hügeligen Hochplateau radeln wir auf beinahe-schon-Zugspitzhöhe auf und ab und auf und ab. Mehr auf als ab. Gegen Mittag reißen wir die 2.550 Meter Marke. Ein Blick zurück:

Wie geht man mit einer weiteren Überdosis "Grenzenlosigkeit" um? Die einen breiten fassungslos die Arme aus...

... die anderen müssen sich hinsetzen:

So darf es weitergehen, so kann es bleiben...

Till Senn

P.S. Morgen (oder übermorgen) gibt's wieder ein Filmzitat