15. August (Tag 51)

Fairplay, CO - Canon City, CO

Tages-Km: 106
Gesamt-Km: 2.487
Höhenmeter: 576
Zeit im Sattel: 5:35
Wetter: Sonnig
Temperatur: 13 - 22°C


Langer Abschied von den Rocky Mountains
Seit Hope, Kanada bin ich in den Bergen unterwegs. Nach knapp 2.000 Radkilometern durch die grandiose Bergkulisse Kanadas (British Columbia, Alberta) und der USA (Montana, Wyoming, Colorado) geht diese Episode nun langsam, aber sicher zu Ende. Ich sehe dem Flachland der nächsten 1.000 Kilometer (dann wird es wieder hügeliger) mit einem lachenden und drei weinenden Augen entgegen (ja, ich habe vier Augen).

Ich liebe das Radeln durchs Gebirge und quäle mich gerne Serpentine und Serpentine hinauf - ohne Gepäck. Die rund 50 Kilo (Wasser und Essen eingerechnet), die ich zusätzlich zu meinem Ballerina-Körper durch die Gegend schleppe, lassen jeden der rund 16.000 bislang erklommenen Höhenmeter doppelt so lang erscheinen. Zu schaffen war das nur, weil die Steigungen, von wenigen Ausnahmen abgesehen, maximal 8% betrugen. Den Großglockner oder das Stilfser Joch hätte ich nicht (mehr) geschafft. Die Einschränkung deshalb, weil ich 1984 mit Rad und Gepäck UND einem Klappstuhl AUF dem Gepäck tatsächlich das Stilfser Joch hinauf geradelt bin, gegen Ende hin allerdings in 200-Meter-Häppchen mit 5-minütigen Verschnaufpausen dazwischen. Oben habe ich mir dann - im Klappstuhl vor mich hinhechelnd wie ein Bernhardiner - geschworen, nie wieder - NIE NIE WIEDER - mit Gepäck einen Berg hinauf zu radeln. Blöderweise kam gleich am nächsten Tag der nächste Pass und der Schwur war soviel wert wie der von "Old Schwurhand" Zimmermann.

Heute, auf der vorletzten Rocky-Mountain Etappe der Transamerica-Tour, stand ein letzter Pass auf dem Speiseplan: der "Current Creek Pass" mit 9.404 Fuß (= 2.866 Meter). Kein großes Problem, da wir ja von oben und nicht von unten kamen. Mit ein paar Hundert Höhenmetern war die Sache geritzt. Anschließend ging es ruhig und beschaulich durch die überwältigende Berglandschaft Colorados in Richtung Südosten.




Wegen der eingangs erwähnten Schlepperei bin ich froh, dass die Berge nun bald hinter mir liegen. Aber ich werde das Gefühlsbad vermissen, das jeder kennt, der sich schinden MAG und der - mitunter im Grenzbereich der Leistungsfähigkeit - einen Gipfel bezwungen hat (zu Fuß, mit Skiern oder dem Rad) und jetzt, fix und fertig, ausgepumpt, hungrig, durstig und zugleich unendlich satt ist und langsam zu sich kommt und begreift, dass er oben ist. Das es vorbei ist - für dieses Mal - dass das schön und traurig zugleich ist und dass jetzt die Belohnung für all die Strapazen folgt: der Blick ins weite Rund, das Gipfelbier /-wasser /tee und die Brotzeit.

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