Die Himmlische Notaufnahme

Folge 1: „Kindersprechstunde“

Am Ende des Blogeintrags vom 6. Oktober habe ich diese kurze Szene angekündigt. Es hat ein Weilchen gedauert, aber besser spät als nie. Oder umgekehrt? Das müsst ihr entscheiden.

Rollen:

Ein Säugling (Säugling)
Der Liebe Gott (Gerhard Polt)
Die Arzthelferin Maria (Marianne Sägebrecht)
Zwei Kerkerknechte (die Beiden aus „Das Leben des Brian“)
Die Elben Legolas (Orlando Blum) und Galadriel (Cate Blanchett) aus „Der Herr der Ringe“
Zwei Soldaten der Schweizer Garde

Auf der Bühne ist das Sprechzimmer der Himmlischen Notaufnahme zu sehen. Es ist der 24.12.2006. In der Mitte thront der Liebe Gott hinter einem riesigen, weißen Tisch. Auf dem Tisch ein roter und ein grüner Stempel. An einer Ecke des Tisches ein gerahmtes Bild des Gekreuzigten und in der Mitte des Tisches ein Mikrofon mit einem roten Knopf. Hinter dem Lieben Gott befinden sich zwei Türen. Auf einer steht „Hölle“, auf der anderen „Himmel“. Vor der Höllentüre lungern die Kerkerknechte, vor der Himmelstüre stehen Legolas und Galadrial. Eine dritte Türe führt vom Sprechzimmer ins (nicht sichtbare) Wartezimmer. Vor dieser Tür stehen zwei Soldaten in Uniformen der Schweizer Garde.
---------------------------------
Lieber Gott: „Immer i! Am Heiligen Abend! Immer muaß i die Kindersprechstund‘ am Heiligen Abend hoit’n!“ Er packt das Bild des Gekreuzigten und schüttelt es. „ Bloß wega Deim Geburtsdog!“ Das Bild schweigt und der liebe Gott stellt es neben das Mikrofon in die Mitte des Schreibtisches. Er seufzt, drückt den roten Knopf am Mikrofon und bellt „Nächsta!“

Die Türe zum Wartezimmer öffnet sich und eine Arzthelferin schiebt einen Kinderwagen ins Sprechzimmer. Die Soldaten salutieren und und brüllen „Ave Ma-ria!“, wobei sie beim „ria“ die Hacken laut zusammenknallen lassen.

Die Arzthelferin zuckt zusammen und dreht sich langsam um: „Oamoi am Dog langt. Des war oamoi. Jetzt langd’s fia heid, habt’s mi!“

Als sie sich wieder dem Lieben Gott zuwendet, fällt ihr Blick auf das Bild des Gekreuzigten in der Tischmitte: „Und Dir hob I a scho tausnd moi gsogt, dass’d as Buidl vom Buam steh lossn soist wo’s hi g‘head!“ Sie stellt das Bild mit forscher Geste zurück an die Tischecke, macht auf dem Absatz kehrt, wirft den Soldaten einen „Untersteht-Euch-Bloss-Nicht-Blick“ zu und rauscht aus dem Sprechzimmer. Die Soldaten schließend die Tür hinter ihr und grinsen sich an.

Der Liebe Gott blickt auf den Säugling herab: „So, wen hamma denn do?“
Säugling: guckt den Lieben Gott mit großen Augen an.
Lieber Gott: „Wia hoaß ma denn?“
Säugling: guckt den Lieben Gott an.
Lieber Gott: „Woas a ned, ha? Und wia geht’s uns?“
Säugling: guckt den Lieben Gott an.
Lieber Gott: „Na ja, guad kon‘s da ned geh, sonst warst ja ned do, gäh?“ (lacht über seinen Scherz). „A bissal a Spass muaß sei in am katholisch’n Haus, oda? A gäh, na war’s oiwei a so. Oda? Oiso nacha…“

Der Liebe Gott greift sich die hellblaue Akte, die an der Seite des Kinderwagens steckt. „Aha, a Bua. Na hamma wenigstens des scho klar. Jetzt schau ma moi, wia ma hoaß‘n.“ Er blättert ein wenig vor und dann wieder zurück. „Wo hams jetzt wieder …“ blättert „ja wo is nachan der…“ blättert „Herrschaftzeiten, des gibt’s doch ned, do muaß doch irgendwo da – DO is a ja… ÖHA! … Auweh! Auweh Gloana, do moan i host jetzt sauba nei glangt. Du bist ja no gor ned tauft!“

Säugling: guckt den Lieben Gott an

Lieber Gott: „Gloana, ohne Stempel gibt’s koan Clubausweis und ohne Ausweis kimmst ned nei in Club. Des san de Regeln.“ Seufzt. „Woaßt, I hob dene do unt‘n zehn Regeln geb’n. Domois. ZEHNE! Und jetzt schau da de Ausführungsverordnungen o, de’s in Rom dazua erfund’n ham. An Mariannengrab’n kannst damit zuaschütten und hätts’t imma no gnuag zum Vahoaz’n für zwanzig Winter in Sibirien. Aber wia g‘sogt. Solang de do unt‘n ihre Vorschrift’n ned ändern, san mir do herob’n de Händ‘ bund’n.“ (Schlägt frustriert mit der Faust auf den Tisch) „Jetzt hockan’s seit beinah DREI Jahr beinand und dischgriern üba d‘ Vorhölle! JAAAA MEI, MIA WISSS MAS AAAA NED. SOI MA ODA SOI MA NEDA? SOI MA SO ODER SOI MA ANDERS? ODER LOSS MA OLLES WIAS WAR …? I mogs nimma hean, des Gschmatz. DREI JAHR wega so einem Schmarr’n!“ Seufzt. „Huift nix Gloana. Huift nix.“

Säugling: guckt den Lieben Gott an

Der Liebe Gott greift sich erneut das Bild des Gekreuzigten, starrt es eine Weile gedankenverloren an, stellt es erneut in der Mitte des Schreibtisches ab und wendet sich wieder dem Säugling zu. „So schlimm wird‘s scho ned werd‘n, ha? A bisserl rösten tun‘s dich halt.“

Säugling: lacht

Lieber Gott: „Rööös-teeen“, a schönes Wort, gell? RÖÖÖÖÖS-TEEEEN, am SPIEEEE-SERL RÖÖÖÖS-TEEEN, gell? Ja-Ja-Ja. Do lacht a, da Bua.“

Säugling: gluckst jetzt vor Vergnügen

Lieber Gott: Seufzt. „Bua, des Lacha wird da boid vergeh, fürcht‘ i.“ Dann greift er zum roten Stempel und drückt ihn entschlossen auf den hellblauen Aktendeckel. Als er die Hand wieder hebt, steht „Vorhölle“ in roter Schrift auf dem Papier. Der Liebe Gott wendet sich den Kerkerknechten zu. „Ihr seid’s dro.“

Die Kerkerknechte unterbrechen ihre Diskussion über die Feinheiten der „Synthetischen Urteile apriori“ von Immanuel Kant und zerren unter viel Gegrunze den Kinderwagen mit dem immer noch glucksenden Säugling durch die Tür mit der Aufschrift „Hölle“, die sich daraufhin langsam von selbst schließt.

Der Liebe Gott seufzt, drückt den roten Knopf und bellt ins Mikrofon: „Nächsta!“

ENDE
----------------------------------------

Wie komme ich auf einen solchen Blödsinn? Halt! Wieso ICH? Der Blödsinn ist nicht von mir, ich habe ihn nur ein wenig umformuliert. Auslöser war dieses Werbeplakat der „Faith Baptist Church“ in Marianna, Florida, das meine Phantasie mächtig in Fahrt gebracht hat. Das passiert immer, wenn ich mich fürchterlich über etwas aufrege:


Die Baptisten sind nach den Katholiken die Nummer 2 in den USA. Im Norden, speziell Nord-Osten der USA traten sie im 18. Jahrhundert als radikale Gegner der Sklaverei in Erscheinung. Die Baptisten-Brüder und Schwestern im Süden der USA sahen das (und vielerorts sehen) allerdings ein wenig anders. Bis in die späten 1960er Jahre waren die Kirchen im Süden streng rassistisch (kein Vertipper) getrennt und manche sind es noch heute!

Die Baptisten aus Marianna, Florida, beklagen sich also bei der Welt über die mangelnde Dankbarkeit der Menschen. Womit wir uns dem Kern aller christlicher (und vieler anderer) Religionen auch schon auf Tuchfühlung genähert haben: Wir Menschen sind schlecht, mit uns stimmt etwas nicht mehr, das mal gestimmt hat, wir sind nicht so, wie wir sein sollen, genauer gesagt: sind nicht mehr so, wie wir mal waren. Früher war halt alles besser. Ganz besonders am Anfang, im Paradies. Da war alles gut, da war alles heil. Dann passierte die blöde Geschichte mit dem Apfel und seitdem haben wir den Salat: die Erbsünde bzw. Erbschuld. Aus dem Heils- ist ruck-zuck ein Unheilszustand geworden, der sich bis in alle Ewigkeit auf alle Nachkommen vererbt. Jetzt brauchen wir einen Heiland, der uns wieder heil macht, damit wir – ähnlich wie beim Bayernlos - eine zweite Chance (im zweiten Leben) haben. Das Prinzip der „Heilsnotwendigkeit“ ist das Fundament des Christentums.

Ein echter Christ muss also glauben, dass er diese Welt mit einer Erbschuld betreten hat, für die er zwar selbst aus einleuchtenden Gründen nichts kann, die er aber dennoch zu begleichen hat. Welch ein geniales Konzept! Weder Banken noch die übrige organisierte Kriminalität hat dieses Konzept so dreist und perfekt umgesetzt wie die Kirche(n). Die Kunden der Kirche akzeptieren nicht nur widerspruchslos, dass sie Schulden zahlen müssen, ohne jemals ein Darlehen aufgenommen zu haben, sie zahlen auch noch mit Hingabe Zinsen und Zinseszinsen für diese Schuld und verteidigen diese Zahlungswilligkeit mit geradezu aggressiver Leidenschaft gegenüber jedem, der ihnen einreden will, dass sie vielleicht gar keine Schulden haben.

Wir Menschen haben also höllische Schulden bei der himmlischen Bank, die wir aber dummerweise weder in DIESEM Leben noch ohne die Hilfe eines Heilands tilgen können. Damit wir aber wenigstens im NÄCHSTEN Leben schuldenfrei anreisen können, müssen wir uns nach allen Regeln der Kunst erlösen lassen. Und das beginnt mit der Taufe. Ohne Taufe keine Erlösung. Die Taufriten sind (in jeder christlichen Variante leicht unterschiedlich) genau festgehalten. Im Online-Katechismus der Deutschen Bischofskonferenz ist zu lesen:

„Deshalb ist etwa eine Taufe, die nicht in trinitarischer Form gespendet wird … nicht gültig.“

Daraus schließe ich, dass der Liebe Gott ein Bürokrat sein muss. „Moooo-ment! Da fehlt ja der Heilige Geist! Ja soooooo kemma mia ned ins Gschäft, mei Liaba. Sooooo ned. NED MID MIA! ABFÜHREN! Und bedanken kannst Dich bei dem, der bei der Taufformel an Heilig’n Geist vergessen hod. Schlamperei! NICHT MIT MIR.“)

Ins Penthouse kommen also nur Getaufte. Der Rest fährt abwärts. Ewige Qualen und-soweiter-und-sofort. Für ungetaufte Kinder (u.a. auch abgetriebene Föten) haben die Verkünder der Frohen Botschaft eine spezielle Folterkammer geschaffen: die Vorhölle. Um die Zahl der minderjährigen Vorhöllen-Opfer möglichst gering zu halten, gewissermaßen aus humanitären Überlegungen heraus, hat man in Rom für Härtefälle die Nottaufe eingeführt. Hier drückt der Liebe Gott dann beide Augen zu, solange es halbwegs nach den Regeln abläuft. Wer jedoch nicht einmal notgetauft ist, hat Pech gehabt. Abgetriebener Fötus hin oder plötzlicher Kindstod her. Dem Lieben Gott sind dann die Hände gebunden, auch wenn es ihm bestimmt mehr weh tut als dem kleinen Wesen am Spieß.

Die Kunde vom Ende der Vorhölle erreichte uns im Jahre 2007. Zu spät für unseren Säugling aus der Kindersprechstunde. In Worten: ZWEI-TAUSEND-UND-SIEBEN. „Unser“ Papst hat 2007 die Vorhölle abgeschafft! Drei Jahre hat man im Vatikan dafür intensivst beraten und beraten und beraten, bevor man sich zu der Entscheidung durchringen konnte, dass ungetaufte Kinder NICHT bis in alle Ewigkeit gefoltert werden müssen. Ich finde es übrigens sehr beeindruckend, was ein Papst so alles kann. Sagt, dass die Vorhölle ab sofort weg ist und zack: ist sie weg. Was natürlich sofort die nächsten Fragen in meinem Kopf gebiert, die sich alsdann rast- und ruhelos auf den Weg machen und durch mein Hirn geistern wie Irrlichter:
Hat es die Vorhölle nie oder genau bis zum Zeitpunkt der Abschaffung gegeben? 
Wenn „nie“, was wäre denn sonst noch alles möglicherweise… äh… beratungsrelevant für die Herren in Rom? 
Wenn „bis zu diesem Zeitpunkt“, was könnte der Papst denn sonst noch alles abschaffen oder einführen, das dann auf einmal weg oder da wäre?
Was passiert, wenn der nächste Papst die Vorhölle wieder einführt? Sind die Gäste von damals noch einquartiert oder wird sie leer sein?
Woher wissen die Leute in Rom immer so genau, wie das alles ist? Und sie müssen es ja wissen, denn sie sagen  ja die Wahrheit. Nochmal muß ich die Oma von meinem Freund Oliver zitieren: "Die dürfen doch nicht lügen, oder?" 
Wie kann heute falsch sein, was gestern wahr war?
Wie wahr ist dann der heutige Rest?

Tja, das Wahrheitsproblem. Die Lehre von der Erbsünde ist ein Dogma, also eine kirchliche Lehrmeinung, die WAHR ist (Stichwort „Heilsnotwendigkeit“.) Weitere bekannte Beispiele mit vorangestelltem Jahr, in dem ein Papst die jeweilige Wahrheit entdeckt bzw. als WAHR verkündet und damit zur unverrückbaren kirchlichen Lehrmeinung erhoben hat):

1215: Transsubstantiation*
1854: Unbefleckte Empfängnis Mariens
1870: Unfehlbarkeit des Papstes
1950: Leibliche Aufnahme Mariens in den Himmel

*Bei der Transsubstantiation (Wesensverwandlung) geht es um das, was bei der (katholischen) Wandlung mit dem Wein und der Oblate passiert. Brot zu Fleisch und Wein zu Blut. Natürlich darf man sich das nicht so direkt vorstellen, nein, aber auch nicht nur symbolisch. Auf keinen Fall NUR Symbolisch. Da passiert schon irgend etwas mit dem Wein und der Oblate, aber .... Mein Sonntag-Nachmittags-Vorschlag: Mal beim Pfarrer genau (GENAU) nachfragen, was da GANZ GENAU passiert und wie man dahinter gekommen ist. Als Theologiestudent habe ich viele unterhaltsame Stunden erlebt, wenn ich bei den Priesteramtskandidaten der höheren Semester diesbezüglich nachgebohrt habe. Besonders schöne Reaktionen erntet man auf die Frage, wieso es 1215 (oder 1854 oder 1870 oder 1950) Jahre gedauert hat, bis überhaupt jemand hinter derart fundamentale Wahrheiten gekommen ist. Waren vorher nur Idioten am Steuer? Oder haben wir es vielleicht mit dem Geisterfahrersyndrom zu tun, bei dem der Geisterfahrer WEISS, dass alle falsch fahren und nur ER auf der richtigen Spur unterwegs ist? Zum Dilemma wird das, wenn solche Geisterfahrer „ex cathedra“ Meinungen zu Wahrheiten erheben, die linke zur rechten Spur erklären und fürderhin bei jeder Kollision empört rufen „Dann fahr halt RICHTIG, DU DEPP!“ Und niemand im Club darf sich melden und sagen „FALSCH“, weil es „WAHR“ sein MUSS. Hans Küng kann ein Lied davon singen. Jessas.

-------------------

Als vertiefende und – je nach Standpunkt – erheiternde oder deprimierende Lektüre empfehle ich den Online-Katechismus der Deutschen Bischofskonferenz http://www.dbk.de. Hier ein paar Bonmots, deren Kommentierung ich mir schweren Herzens an dieser Stelle verkneife.

Das Wesen der Erbsünde ist die böse Lust und Neigung, d. h. die Abneigung gegen Gott, der Mangel an wahrer Gottesfurcht und wahrem Glauben


Adam hat aufgrund der Sünde, durch die er das Gebot Gottes übertreten hat, "die Heiligkeit und Gerechtigkeit, in die er eingesetzt war", verloren. Dadurch ist er aus der Gemeinschaft mit Gott herausgefallen und der Macht des Teufels verfallen. Er wurde nicht total verkehrt, sondern "an Leib und Seele zum Schlechteren gewandelt". Diese eine Sünde, die Ursünde, wurde auf das ganze Menschengeschlecht übertragen, und zwar "durch Abstammung, nicht durch Nachahmung", so daß sie "allen innewohnt und jedem zu eigen ist". Durch das Verdienst Jesu Christi wird die Erbsünde im Sakrament der Taufe wirklich getilgt.


…die Heilsnotwendigkeit der Kirche ausgesagt. Denn Glaube und Taufe sind die Tür, durch die wir in die Kirche eintreten. Darum könnten jene Menschen nicht gerettet werden, die um die katholische Kirche und ihre von Gott durch Christus gestiftete Heilsnotwendigkeit wissen, in sie aber nicht eintreten oder in ihr nicht ausharren wollten.

----

Zum Schluss noch ein zum Thema des Tages passender Witz, den ich natürlich wieder komplett falsch erzähle.

Ein Mann geht am Strand spazieren und findet eine Flasche. Er öffnet sie und heraus kommt ein Flaschengeist. Der Flaschengeist sagt zu dem Mann:
„Ich war tausend Jahre eingesperrt und Du hast mich befreit. Du hast einen Wunsch frei.“
Der Mann sagt: „Ich würde gerne einmal einen Blick in die Hölle werfen.“
Der Flaschengeist macht eine Bewegung mit der linken Hand und – zack – findet sich der Mann an einem anderen Strand wieder, mit dem selbst der schönste Club der gesamten „DomRep“ nicht mithalten könnte. Sonne, eine milde Brise, Palmen (ja Radlhans, ich weiß, für Dich wirklich die Hölle), also stellen wir schnell für den Radlhans ein paar Kartentische auf, an denen Schafkopf gespielt wird. Für Menschen mit anderen Neigungen gibt es jede Menge kleiner Cocktail-Bars oder Sitzgruppen, an denen lecker aussehende Getränke und Speisen bereit stehen und sich laufend wie von selbst erneuern. 
Zwischen den Palmen Hängematten, Liegestühle, gemütliche Sitzgruppen. Es gibt keine einzige Mücke, nicht einmal eine für unseren Mückenflüsterer "Radlpeter", und wem das alles immer noch zu wenig Abwechslung ist, der kann jederzeit mit dem HAV (Höllen-Alpen-Verein) nach Georgien zum Bergsteigen fahren.
Je länger der Mann durch diese seltsame Hölle läuft, desto mehr gelangt er zu der Überzeugung, dass ihn der Flaschengeist reingelegt hat. Auf einmal kommt eine seltsam aussehende Gestalt mit Hörnern am Kopf und Hufen statt Füßen auf ihn zu geschlendert.
„Gestatten, ich bin der Teufel“, sagt der Teufel. „Ich habe gehört, Sie möchten sich hier ein wenig umsehen. Kommen Sie mit, ich zeige Ihnen die Hölle.“
Und so wandern Sie stundenlang durch das Idyll, das mit jedem Schritt noch idyllischer und noch schöner wird. „Das soll die Hölle sein?“ sagt der Mann schließlich? „Das ist die Hölle“ sagt der Teufel.
„Aber ich dachte immer, dass man hier gequält und gefoltert wird und auf Spießen und glühenden Kohlen…“ „
„Moment!“ sagt der Teufel, „Mo-ment! wir sind noch nicht durch“. Und er führt den Mann ans andere Ende der Insel, wo in einer gigantisch großen, gigantisch dunklen und gigantisch muffigen Höhle viele turnhallengroße finnische Saunen stehen. Eine neben der anderen. Der Mann blickt durch ein beschlagenes Fenster der am nächsten gelegenen Sauna und sieht, wie auf glühenden Kohlen nackte und gepeinigte Menschen von brutalen Folterknechten geschlagen und gequält werden. Durch die Ritzen im Holz vernimmt er ein vielstimmiges Jammern und Wehklagen, hört die Schreie und das Wimmern der Gepeinigten. Als der Mann den Teufel irritiert ansieht, zuckt dieser nur mit den Achseln und sagt: „Das haben wir eigens für die Katholiken eingerichtet. Die wollten das so.“

3 Kommentare:

  1. Hi Hermann,

    eigentlich hat mich die Länge des Blogs erst ein wenig erschrocken, aber allein die Lektüre der Besetzung hat mich neugierig gemacht. Und danach hab ich mich schon lange nicht mehr sooo köstlich unterhalten - obwohl's ja eigentlich eher traurig ist!

    Hermann, Du hast Dich wiedermal selbst übertroffen! Der Polt und die Sägebrecht waren als Rollen so passend wie die Faust auf's Auge (fast schon greifbar). Und wenn der da oben Blogs liest (wovon man ja ausgehen kann), dann wird er sich auf die Schenkel klopfen und rufen "Oana hot's b'griffa! S'is no net ois hi!"

    Ich hab mich immer gefragt, WAS Dir so alles im Kopf rumspukt, wenn sich unter Dir die Pedale drehen, und um Dich herum nix Interessantes zu sehen ist. Jetzt hab' ich so 'ne Ahnung...

    Da capo!!!

    PS: Kommt ein Pastor zu Besuch zu einem Freund und sieht, dass der ein Hufeisen über der Tür hängen hat.
    "Was soll denn das mit dem Hufeisen, Du glaubst doch wohl nicht daran, dass das Glück bringt?"
    "Natürlich nicht", erwidert der Freund, "aber ich habe mir sagen lassen, dass es auch hilft, wenn man nicht dran glaubt..."

    AntwortenLöschen
  2. Sakra, Hermann, wär ich nicht schon Atheist - durch deinen Blog würd ich es werden, denn: In ihm steht WAHRHEIT. Amen!

    Bewerbung: Falls der HAV einen Vorsitzenden (einen Papst?) brauchen sollte ... Üch! Üch! Üch!

    Und noch eine kleine paradiesische Randbemerkung: Dass Palmen die Hölle sind, weiß jede/r seit "Apocalypse now": This is the end ...

    P.S.: Hast Du eigentlich schon den Film "Religulous" gesehen? Da stellt der Autor auch "nur" Fragen und lässt die antwortenden Religionsverfechter sich selbst bloßstellen.

    AntwortenLöschen
  3. ... und jetzt muss ich noch einen nachschieben: Als eine der erstaunlichsten Erklärungen bei der Jungfrauengeburt finde ich, WIE (nach Kirchendogma) Maria den Jesus zur Welt gebracht haben soll. Auf "normalem Wege" ging ja nicht, denn sonst wär's ja nix mehr mit Jungfernhäutchen. Also wie?
    Da nehm ich jetzt mal nicht die Spannung, sondern empfehle, das den Pfarrer des Heimatortes zu fragen. Das wird lustig ... nur soviel: Wer DAS glaubt, hat mit dem ganzen Rest dann auch keine Probleme mehr.

    AntwortenLöschen