15. Oktober (Tag 112)

Daytona Beach, Fl – Titusville, FL

Tages-Km: 91
Gesamt-Km: 6.771
Zeit im Sattel: 4:19
Wetter: Sonnig
Temperatur: 19 – 29°C



Days of Thunder
Der gleichnamige Film ist von 1990. Tom Cruise hat die Hauptrolle und darf in Daytona mit Rennautos Autorennen rennen, aber Robert Duvall spielt auch mit und wegen ihm mag ich den Film trotzdem. Und der Filmtitel passt perfekt zu meiner derzeitigen Situation: Auf Daytonas Straßen donnert es seit Tagen ohne Unterlass. Biketoberfest – aber ihr wisst ja mittlerweile alle Bescheid. Ich habe mich heute ins Zentrum des Sturms begeben. Mein erstes Ziel auf der heutigen Etappe war die „Theresienwiese“ des Biketoberfestes in Daytona. Im Nachhinein muss ich sagen, dass „Petersplatz“ der Sache näher käme.

Die ersten Kilometer verliefen täuschend ruhig. Über den Halifax River ging es erst einmal in die vornehme Gegend von Daytona Beach, wo Palmen Spalier stehen, viel Rasen gesprengt wird und fast alle Häuser einen eigenen Steg samt Yacht vorweisen können.



Dann erreichte ich die Theresienwiese:



Im Zentrum des Biketoberfestes erstreckt sich die weltgrößte Harley Davidson Niederlassung.


Auf den Straßen herrscht der Ausnahmezustand. Optisch und akustisch.




Ein interessierter Kunde wollte hören, wie diese Maschine klingt. Ich war etwa fünf Meter entfernt, als ein autorisierter Mensch diese Ausgeburt der Hölle zum Leben erweckt hat.


Nie zuvor habe ich so etwas gehört. Halt! Einmal, und zwar eine Panzerkolonne, die im Jahre 1963 durch Garching (Alz) gedonnert ist. Ich war damals 4 Jahre alt, erinnere mich aber noch heute genau an diese traumatische Situation. Ich stand vor dem alten Schulhaus, als ein seltsames, immer stärker werdendes Geräusch wie ein herannahendes Unwetter näher und näher kam. Klar, dass ich mir das aus der Nähe ansehen musste und zum Straßenrand getrippelt bin. Mit einem Mal tauchten Ungetüme aus Richtung des Rathauses auf, die sich brüllend, fauchend, knirschend und rasselnd direkt auf mich zubewegten (Klar, ich stand ja am Straßenrand). Vielleicht rührt meine tiefe Abneigung gegen Politiker aus dieser frühkindlichen Erfahrung. Wie dem auch sei – ich war jedenfalls damals vor Angst wie gelähmt und viel zu blöde, um einfach wegzulaufen. Darüber ärgere ich mich noch heute! Weglaufen hätte das Problem gelöst. Aber NEIN, der Depp muss wie angewurzelt am Straßenrand stehenbleiben. Ich kauerte mich stattdessen im Straßengraben zusammen und verharrte mit geschlossenen Augen keinen Meter von der infernalischen Kolonne in stummer Panik, bis der letzte Panzer vorbeigerasselt war und der Lärm allmählich verebbte. Mit dem Motorrad heute war es beinahe genauso. Der Fotoapparat ist mir fast aus der Hand gefallen und mein Herz hat mindestens drei Sekunden lang ausgesetzt. Wer um alles in der Welt WILL so ein Motorrad?

Witzig finde ich die Dreiräder. Als ehemaliger Motorradfahrer empfinde ich nur pure Verachtung für derartiges Spielzeug. Ein Dreirad verkörpert alles, was Motorradfahren NICHT ist. Aber sie sehen lustig aus.


Klar, dass dieses Bild in MEINEN Blog muss:


Die Bildauswahl fiel schwer; mindestens 70 Fotos habe ich auf der Theresienwiese der Harleys geschossen. Aber so ist das nun mal mit der Qual der Wahl. Mit der Videokamera konnte ich das Ganze wenigstens auch akustisch konservieren. Freut euch also schon jetzt auf den Vortrag. Ohrenstöpsel mitbringen!

Der Rest der Tagesetappe war nach der Quälerei der letzten Tage eine pure Freude. Zuerst viel Glitzerwasser mit Hunderten von Palmen und hübschen kleinen Parks, dann ein angenehm zu radelnder Highway mit einem breiten Seitenstreifen:


Fazit: Ich bin wieder auf 100 Prozent. Eine leichte Salmonellenvergiftung ist derzeit die plausibelste Erklärung für die Magenkrämpfe und die Schwächeperiode der letzten Tage. Heute jedenfalls waren die Batterien wieder aufgeladen und wollten einfach nicht leer werden. Abgesehen vom 10-minütigen Boxenstop bei den Harleys bin ich die 91 Kilometer durchgefahren und fühle mich nun immer noch frisch und munter. Bestens. So soll es sein und so möge es bleiben.

Ich will jetzt zügig nach Miami kommen, wo ich wieder eine längere (Arbeits-)Pause einlegen werde. Am Montag, den 25. Oktober möchte ich dann die Keys in Angriff nehmen.


Till Senn

1 Kommentar:

  1. Hi Hermann

    an die Panzerdurchfahrt im Jahre 1963 kann ich mich auch noch gut erinnern.
    Da sind doch damals beim 'Käsmeier' am Hang zum Freibad Garching Mühlbach / Alz neban Wagner seim All to get there Shop
    die Mamalad'n GlasL'n aus dem Regal gehupft.
    Ich glaub der oid Käsmaier had koan Ersatz von der Army griagt.

    Das war baywerisch..

    offenbar sind die Kollegen Blogbeobachter etwas schreibfaul geworden...

    oder es ist schon zu kalt . Dann halt einheizen..
    oder wie
    Karl Valentin einmal gesagt hat:
    Ich würde Sie ja gerne zu mir nach Hause einladen,
    aber ich habe nur für eine Person eingeheizt...

    Genieße die Wärme

    Key = Schlüssel West wartet.

    till than
    Liebe aufbaueneden Grüße

    JoeB

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