25. Oktober (Tag 122)

Florida Keys: Key Largo – Key Colony Beach

Tages-Km: 86
Gesamt-Km: 7.367
Zeit im Sattel: 4:36
Wetter: Leicht bewölkt
Temperatur: 22 – 32°C


Schöne Überraschung
Ich bin begeistert! Pünktlich zum Ende des Frühstücks fielen die letzten Regentropfen. Zwanzig Minuten später waren nur noch ein paar Wölkchen übrig. Und von den heutigen 86 Tageskilometern durfte ich etwa 70 auf dem parallel zum Highway verlaufenden „Florida Keys Overseas Heritage Trail“ fahren, einem reinrassigen Radweg, der von Key Largo bis Key West führt und bis auf einige kleinere Abschnitte fertig gestellt bzw. befahrbar ist. Damit hat sich der „Overseas Highway“, die vermeintlich fahrradfeindlichste Strecke, als enorm fahrradfreundlich erwiesen.

Der Overseas Highway verbindet 40 Inseln der Florida Keys und endet in Key West bei „Mile Marker“ NULL. Mile Marker (MM) zeigen – logisch – in Abständen von einer Meile die Distanz nach Key West an. Kurz nach meinem Start heute Morgen kam ich am MM 99 vorbei (kleines grünes Schild unter dem großen grünen Schild). Der Countdown läuft.



HAV-Papstanwärter Radlhans hat ja in seinem Kommentar vom 20. Oktober verraten, dass es bei MM 24,1 in der Sugar Loaf Company erstklassigen Key Lime Pie gibt. YAM! Morgen werde ich in Sugar Loaf der Company einen Besuch abstatten.

Der Highway war übrigens nicht die erste durchgehende Verbindung der Florida Keys. Der Straße ging die Eisenbahn, die "Florida Overseas Railroad" voraus, die 1912 eröffnet wurde. Treibende Kraft war übrigens auch hier wieder Mr. Flagler, über den ich im Blogeintrag v. 20. Oktober schon ein wenig erzählt habe.

Der Florida Overseas Railroad war leider nur ein kurzes Leben vergönnt, das mit einem schrecklichen Tod abrupt endete. Am Sonntag, den 1. September 1935, einen Tag vor dem Labor-Day, einem der ganz großen Feiertage in den USA, erging eine Sturmwarnung für Miami und die Keys. Für die Bewohner der Keys mehr Routine denn Aufregung. An Evakuierung dachte erst einmal niemand. Stürme gehören auf den Keys nun mal zum Alltag. Es wurde vorgekocht, Wasservorräte aufgestockt, Kerzen bereitgestellt, Öllampen gefüllt und Boote in Sicherheit gebracht. Am Montag, Labor Day, war klar, dass der Hurrikan erstens stärker als angenommen war und zweitens die Keys mit unvorstellbarer Wucht treffen würde. Spät, zu spät für Hunderte von Menschen, schaltete man nun auf „Evakuierung“ um. Einzige Fluchtroute war die Eisenbahnlinie. Kein Problem, oder? Einsteigen, losfahren, ankommen, aussteigen, ausatmen. Oder?

Aus welchem Grund auch immer – es stand jedenfalls kein Zug bereit, der die Bewohner der Keys hätte in Sicherheit bringen können. So musste erst einer aus Miami einer angefordert werden, der sich zwar sofort auf den Weg machte, aber der Weg nach Key West ist lang. Auf den Keys spitzte sich im Laufe des Tages die Lage immer mehr zu, nachdem die ersten Ausläufer des Sturms die Inselkette erreicht hatten. Der Evakuierungszug kämpfte sich in 3,5 Stunden nur 65 Kilometer im Sturm voran und kam genau bis Islamorada (bin ich heute durchgeradelt), wo ihn gigantische Wellen einfach vom Gleis schoben. Nur die Lokomotive blieb stehen.

uelle: http://overseasrailroad.railfan.net/1935hurr.htm
Damit war die letzte Hoffnung der Bewohner der Keys auf Evakuierung zunichte gemacht worden und der Hurrikan fiel in der Nacht zum Dienstag mit voller Wucht über die Inselkette und deren Bewohner her. Häuser, Grundstücke und sogar ganze Inseln verschwanden über Nacht in den Fluten und Hunderte von Menschen verloren ihr Leben.

Die Eisenbahnlinie war schwer beschädigt und man verzichtete schließlich auf den Wiederaufbau. Stattdessen verlegte man den schon 1923 begonnenen Bau des Overseas Highway nun teilweise auf die alten Eisenbahntrasse. Teilweise (z.B. auch bei den Brücken) setzte man die Fahrbahn direkt auf den Schienen auf. Eröffnung des Highways war 1938. In den 70er und 80er Jahren ersetzte man die meisten der seinerzeit zu Straßen umfunktionierten Eisenbahnbrücken durch höhere und breitere Autobrücken.


So sieht das aus, wenn die alte Brücke noch immer steht. Ohne Leitplanken, bei böigem Wind und mit all dem Zeug auf der Fahrbahn war das heute eine ziemlich riskante… Quatsch. Natürlich konnte ich auf dieser Brücke NICHT fahren. Was ihr nämlich NICHT seht, ist die fünf Meter breite Lücke zwischen dem Fotografen und dem Beginn der Fahrbahn. Die ehemalige Brücke zwischen zwei Inseln ist nun selbst zu einer Insel geworden.

Es folgen die Bilder des Tages in chronologischer Reihenfolge, damit ihr die heutige Etappe so richtig mitfahren könnte. Ich bitte daher auch um Verständnis, dass ich mich heute nicht auf eine Handvoll Bilder beschränken konnte. Will nicht, muss (fotografieren).










Keine drei Minuten nach meiner Ankunft hier war im Meer. Kann mir (außer Angie und Robert) jemand einen guten Grund nennen, warum ich zurück nach Deutschland wollen sollte?

Till Senn

3 Kommentare:

  1. Buchteln und 1,5l Vanillesauce! LG!

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  2. Weil wir sonst keinen Vortrag zu sehen bekommen - wär schad um de guade Sach!

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  3. Immer blau und Wasser werd ah langweilig - und s'schifahrn ned vagessn

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