21. Oktober (Tag 118)

Fort Lauderdale, FL – Key Largo, FL

Tages-Km: 153
Gesamt-Km: 7.281
Zeit im Sattel: 8:01
Wetter: Sonnig
Temperatur: 21 – 32°C



Ich bin ein Japaner
Herrschaften, das war vielleicht eine Etappe heute. Erst einmal 50 Kilometer durch die Eingeweide des Molochs „Miami“, dann nochmal gute 100 Kilometer gegen die Zeit. Ich wollte heute unbedingt nach Key Largo und wenn ich will, dann will ich.

Um 6:00 Uhr läutete der Wecker, um 07:00 Uhr war ich auf dem Rad und um 07:01 Uhr war ich nervlich schon am Ende. Na ja, fast. Ich schere mich ab sofort NULL um jegliche politische Korrektheit, einverstanden? Nennt mich ungerecht, einseitig, subjektiv oder rassistisch. Ist mir egal! Ich sage was ich denke und ich meine, was ich sage. Damit wäre das dann also geklärt. Also: In Miami wird Spanisch gesprochen. Hin und wieder hört man auch Deutsch, Italienisch oder Französisch. Englisch eher selten. Miami ist eine Hochburg der Hispanics, also derjenigen Menschen, deren Muttersprache Spanisch ist. Wer „Asterix in Spanien kennt“, der weiß, worauf ich hinaus will. Wer „Asterix auf Korsika kennt“, erst recht. Korsen sind spanischer als jeder Spanier. Fast allen Hispanics fehlt das Lach-Enzym. Deshalb sehen sie meistens so aus.

Quelle: Internet
Der Korse Osolemirnix darf hier nicht fehlen

Quelle: Internet


Genauso Wenig wie der herrliche Dialog:

"Du hast meine Schwester angeschaut."
"Aber - Eure Schwester interessiert mich nicht ..."
"Was, meine Schwester gefällt Dir nicht?!?!?"
"Aber natürlich gefällt mir Eure Schwester ..."
"Was? Sie gefällt Dir? Haltet mich fest, bevor ich ihn absteche!!!"

Ich war heute ein Japaner aus Bayern, der sich Kilometer für Kilometer als ewig lächelnder Eisbrecher durch ein Meer erstarrter Gesichtszüge gekämpft hat. Ich kann nicht einmal für zwanzig Sekunden nicht so mürrisch spielen, wie die Hispanics ununterbrochen aussehen. Nichtsdestotrotz ich habe mich in Miami konsequent daran gehalten, möglichst mürrisch in die Kamera zu starren:


Freunde, Miami ist kein Zuckerschlecken für Radler. Wahrlich nicht. Radwege? HAHA. Bike Lanes? HAHA. Ich bin auf Gehsteige ausgewichen, wenn es auf der Straße überhaupt nicht mehr auszuhalten war. Habe dort tausende von mürrisch dreinblickenden Hispanics umkurvt, bin zwischen mürrischen Pfosten, mürrischen Masten und mürrischen Stempen hindurch gefahren, hinter/vor/über/unter mürrische Bushäuschen, rauf auf mürrische Gehsteige, runter auf noch mürrischere Straßen, durch mürrische Unterführungen und über mürrische Brücken… kurz: ich bin um mein Leben geradelt und habe vorübergehend mindestens 98 zusätzliche Augen entwickelt. Alles in allem habe ich mich beinahe gefühlt wie zuhause. Ohne Rückspiegel – keine Chance. NULL!! NADA. Sinnlos, Irrsinn, Wahnsinn. Aber - ich habe es ohne einen einzigen Kratzer geschafft und könnte jetzt das Rad samt Anhänger auf einem Schwebebalken in drei Zügen wenden. Auch in Wetten-Dass könnte ich auftreten. Ich erkenne am Mundwinkel-Winkel auf den Monat genau, seit wann eine Hispanierin verheiratet ist. Wetten?

Was war ich froh, als Miami HINTER mir lag. Dummerweise lagen da aber noch mehr als 100 Kilometer VOR mir. „Wenn Du es eilig hast, nimm Dir Zeit“, lautet einer der vielen klugen Sprüche, die mich immer so ungeheuer nerven, weil sie mir immer dann einfallen, wenn sie mich nerven. Aber ich hatte keine andere Wahl, ich musste meine Kalorientanks wieder füllen, damit ich es dann in einem Zug bis Key Largo schaffe. Und sieh an – ich habe während der Pause das erste und einzige Lächeln des Tages gesehen. Ulises aus dem Restaurant „Aladdin“ hat mir ein erstklassiges (vegetarisches) Mittagessen samt einem köstlichen libanesischen Bier aufgetischt. Als ich ihn für den Blog fotografieren wollte, hat er sich extra noch schnell eine Krawatte umgebunden.


Ab dann ging’s mit Vollgas weiter. Immer weiter, weiter, weiter. Bei Kilometer 132 kam dann endlich die ersehnte Brücke zwischen dem Festland und den Keys… und dann: die Keys:


Florida Keys-Komma-die-Doppelpunkt: „Die Florida Keys sind eine Inselkette mit einer Länge von über 290 km (180 Meilen), die sich von der Südspitze der Halbinsel Florida bis nach Key West erstreckt. Die Inseln liegen zwischen dem Golf von Mexiko und dem Atlantischen Ozean. Bis zu einem Hurrikan im Jahre 1935 waren die Inseln durch eine Eisenbahnlinie verbunden. Heutzutage erreicht man die Inseln über die 42 Brücken des Overseas Highway, der anstelle der Eisenbahnlinie errichtet wurde.
Die bekannteste der Brücken ist die „Seven Mile Bridge“. Sie verbindet Vaca Key (Marathon) mit Bahia Honda und überquert dabei Pigeon Key. Ihrem Namen entsprechend hat diese Brücke eine Länge von sieben Meilen (11 km)….


Die Florida Keys sind die sichtbaren Teile eines alten Korallenriffes. Die nördlichste Insel dieses Riffes ist Elliott Key im Biscayne National Park. Nördlich von Elliott Key gibt es mehrere Übergangsinseln, die sich aus Sand auf Resten des alten Korallenriffes gebildet haben. Key Biscayne und weiter nördlich gelegene Inseln haben sich aus Sandbänken gebildet…
Die Florida Keys liegen zwischen 24 und 25 Grad nördlicher Breite und somit in subtropischem Gebiet. Klima, Flora und Fauna entsprechen eher den Verhältnissen in der Karibik als denen im Rest von Florida.“
Quelle: Wikipedia

Bis einschließlich Sonntag bleibe ich hier in Key Largo im „Azul del Mar“, einem kleinen Hotel der Extraklasse. Ein wenig arbeiten, ein wenig faulenzen, ein wenig arbeiten, ein wenig… Die Keys sind nicht gerade günstig. Vorausschauend wie ich bin, habe ich mir also etwas Kleingeld für die letzte Woche aufgespart, damit es am Ende nicht heißt (endlich kann ich den Kalauer anbringen ): „Koan Kies auf de Keys.“

Voila! Mein Zimmer mit dieser Aussicht:



Wie gesagt, am Montag und Dienstag stehen die letzten beiden Etappen nach Key West an. Bis dahin liefere ich noch „Joe’s weekly“ und „Die himmlische Notaufname“ mit dem Sketch „Kindersprechstunde“.

Till Senn

5 Kommentare:

  1. Apropos Kalauer: Alicia Keys ("Fallin'") ist gerade Mutter geworden.

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  2. Leider hat Alicia Keys weder auf den Keys entbunden noch das Kind Schlüsselanhänger oder Ersatzschlüssel genannt. Oder Brad wie in Brad Keys = Schlüsselbrett.

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  3. Lieber Herrmann,

    Bist jetzt dann endlich moi do?
    Zeit werd´s, daß die wieda amoi hoamschleichst.

    Ich finde, du mußt allmählich anfangen, sich wieder zu aklimatisieren und dich an die hiesigen Gebräuche und Liebenswürdigkeiten zu gewöhnen - deshalb die aufmunternden Worte zu den Schlußetappen.
    Auf gähts beim Schichtl

    Bäda

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  4. Da fällt mir doch der Korsen-Kommentar ein, wo die Schwester über 3 Seiten hinweg nur ein einziges Wort sagt, und dann als "geschwätzige Elster" bezeichnet wird....

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