18. Oktober (Tag 115)

Melbourne, FL – Hutchinson Island, FL

Tages-Km: 91,5
Gesamt-Km: 6.938
Zeit im Sattel: 5:01
Wetter: Sonnig
Temperatur: 17 – 26°C


Another day in paradise
Ich sollte vermutlich schweigen, wenn ich meine Freunde nicht zu meinen Feinden machen will. Wenn ich mir den heimischen Wetterbericht ansehe, kommen mir die Tränen. Die Freudentränen, weil ich NICHT zuhause bin. Hier, an der Atlantikküste in Mittel- bzw. schön langsam Süd-Florida hört der Sommer nie richtig auf. Im Januar und Februar muss man schon mal lange Hosen tragen, aber sonst… Sonne, Palmen, Strand: das Paradies.

Die heutige Etappe verlief abseits der Hauptverkehrsstrecken und direkt am Meer entlang. Leider konnte ich es wegen der üppigen Vegetation nur selten sehen, aber fast immer hören. Außerdem gibt es viele kleine Parks oder „public beaches“ mit Zugang zum Strand. Ideal für Brotzeit-, und Badepausen oder kurze (barfuss-)Strandspaziergänge.



Ich bin ja immer recht früh dran, wenn es um Weihnachtsgeschenke geht. Heute hatte ich viele Ideen, aber die Qual der Wahl. Was meint Ihr: Das?


Oder lieber das?


natürlich mit dem:


Dazu das:


„For Sale“-Schilder überall. Nie war es so günstig, hier ein Haus zu kaufen. Aber günstig ist relativ. Wenn ich noch 3.839 Jahre spare, könnte es reichen.

Ach ja, aus Hermanns Tierleben gibt es etwas zu berichten. Ich bin nämlich heute durch ein Meerschildkrötengebiet geradelt. Dieser mächtige Brocken tripste mir nichts dir nichts den Radweg entlang.


„Ist hier das Meer?“ habe ich die Schildkröte gefragt.
„Ist hier Deutschland?“ hat sie geantwortet....Touché!

Die Meerschildkröte auf Abwegen hat meinen Fotoapparat offenbar für gutes grünes Gras gehalten. Jedenfalls ist sie unentwegt mit Vollgas auf den Fotoapparat zugelaufen und ich musste zusehen, dass ich jeweils noch rechtzeitig weg kam, bevor sie mich über den Haufen rennt. Irgendwann war es ihr zu blöd und sie ist fauchend (tatsächlich) nach rechts abgebogen – WEG vom Meer, aus purem Trotz. Na ja, es ist schließlich DIE Schildkröte, oder?

Kurz nach der Schildkröten-Episode hat mich ein Rennradler überholt, kurz das woher und wohin erfragt und ist dann wieder abgedüst. 10 Minuten später stand er am Straßenrand und drückte mir zwei dieser Energie-Drinks in die Hand, die Rennradler immer dabei haben: „You need them more than I do. I‘ finished for today.“ Dafür hat Michael Herman extra auf mich gewartet. Ich war gerührt. THANK YOU MICHAEL! Er war sehr neidisch („I envy you“). Ich kann meinen Computer in die Radtasche packen, er seine Tierarztpraxis nicht. Wie gut, dass ich nicht Tiermedizin studiert habe. Für die Tiere und für mich. Ich könnte während des Radelns vielleicht gerade noch eine ambulante Praxis für Flöhe oder Läuse… aber wer gibt dafür schon Geld aus.

Das Ziel für morgen ist Palm Beach, ein klingender Name und gleichzeitig die letzte Station vor Miami, das ich allerdings im Sauseschritt durchqueren werde. Aber alles der Reihe nach.

Till Senn

5 Kommentare:

  1. "Sonne, Palmen, Strand: das Paradies". Nun ja: Wie jeder Bayer weiß, ist die Idealvorstellung von "Paradies" höchst subjektiv. Das treibt manche sogar dazu, in die Hölle zu wollen, weil sich dort die Schafkopffreunde aufhalten: "Mein Paradies ist die Hölle", wobei die Hölle, wie die Sartre-Adepten wissen, immer die anderen sind (für Schafkopfer: Weil in der Hölle immer die anderen die eingemauerten Solo haben). Also: "Sonne, Palmen, Strand" - wer will das schon?






    Na gut.



    Aber nicht dauernd. Manchmal (meistens) mag man (ich) auch Kälte. Schnee. Herbstlaub. Regen.
    Definiere Hölle: Jeden Tag Sonne, Palmen, Strand. Und jeden Mittag Schnitzel.
    Definiere Paradies: "Abwechslung"

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  2. Lieber Jean Paul Sterr,
    Kälte, Schnee und Herbstlaub sind so eine Sache beim Radeln, insbesondere wenn man nur kurze Hosen und ein paar T-Shirts dabei hat. Manche davon sogar ohne „T“. Kälte und Schnee mag ICH gerne, wenn ich in den Bergen beim Skifahren bin. BIN ICH HIER BEIM SKIFAHREN? SIND HIER BERGE? Schnee, der auf Palmen liegt, gäbe höchstens einen Buchtitel für depressive Geschichten her, wäre ansonsten aber ziemlich fehl am Platz IN FLORIDA. Laub mag ich auch gerne und noch lieber mit der Vorsilbe "ur". Das mit der Abwechslung ist nun wirklich ein genialer Schachzug von Dir, denn dem muss ich leider vorbehaltlos zustimmen. Ich möchte nicht jeden Tag dieselbe Etappe fahren. Und Kanada hatte auch paradiesische Abschnitte, Montana auch, Wyoming auch, Colorado auch usw. Da fällt mir ein Witz ein… aber der ist zu lange für diesen Kommentar. Folgt mit dem kurzen Einakter "Die Himmlische Notaufnahme" in ein paar Tagen.
    Hermann

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  3. ... das ist doch nur der Neid - Sonne, Palmen, Strand fehlen eben in BAYERN. (auweh, gleich bekomme ich bajuwarische Hiebe).

    Also bei den Weihnachtsgeschenken wäre ich gleich dabei. Kann man diese " Lauben" auch mieten?

    Viele Grüße
    Maria Fuchs

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  4. Liebe Maria,
    es gibt auch welche zu mieten, aber DIESE Lauben musst Du kaufen. Einschränkung: Sobald wir unser Traumhaus in Florida haben, vermieten wir die Einliegerwohnung für Gäste fast zum Nulltarif an treue Blogleser. Deal?
    Hermann

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  5. Oh Herm, schwimm ne Runde mit für mich - und genieße es !!!

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